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Agrarpreispolitik

neben der Agrarstrukturpolitik und der Agrarsozialpolitik eine der drei Komponenten der Agrarpolitik. Die Agrarpreispolitik versucht, das Ergebnis auf den Agrarmärkten entsprechend der agrarpolitischen Zielsetzung zu beeinflussen. Die Markt- und Preispolitik der EG setzt vor allem an den Absatzmärkten der Landwirtschaft an. Die Instrumente wirken innerhalb der einzelnen Agrarmarktordnungen. Durch ein System staatlich festgelegter oder beeinflusster Preise werden einzelne Produktpreise stabilisiert und über ein Niveau angehoben, das sich bei freier Preisbildung ergeben würde. Die Notwendigkeit, Agrarpreise zu stabilisieren, wird durch die Existenz ausgeprägter Agrarpreisschwankungen bei freier Preisbildung begründet. Es ist aber tragwürdig, ob durch eine totale Preisstabilisierung auf Märkten, die durch naturbedingte Ernteschwankungen gekennzeichnet sind, das Produzentenrisiko verringert werden kann. Das einzelwirtschaftliche Risiko der Agrarproduktion ergibt sich nicht nur durch instabile Preise, sondern auch durch schwankende Produktionsmengen. Beide Komponenten bestimmen die Höhe der Erlöse und des Gewinns. Da bei freier Marktpreisbildung Preis- und Mengenschwankungen i.d.R. gegenläufig sind, können die Auswirkungen schwankender Produktionsmengen auf Erlöse und Gewinn durch entgegengesetzte Preisschwankungen gedämpft werden. Ob diese Wirkung auftritt, hängt von den Preiselastizitäten des Angebots und der Nachfrage auf den einzelnen Märkten ab. Es ist ohnehin fraglich, ob auf den Agrarmärkten für lagerfähige Produkte bei freier Preisbildung erhebliche Preisschwankungen auftreten würden. In der Tendenz würde eine private Lagerung dazu beitragen, dass Preisunterschiede von Jahr zu Jahr etwa den Kosten der Lagerung entsprechen. Eine totale Preisstabilisierung, wie sie z.B. durch die Getreidemarktordnung erfolgt, ist nicht mit einer optimalen Verwendung knapper Ressourcen in der Volkswirtschaft vereinbar. Eine solche Situation wäre gegeben, wenn die Marktpreise in einzelnen Jahren jeweils die Produktionskosten einschliesslich Lagerkosten widerspiegeln würden. Bei unveränderten Marktpreisen von Jahr zu Jahr und staatlicher Lagerhaltung zum Ausgleich jährlicher Produktionsschwankungen werden die Kosten der Lagerhaltung nicht durch Marktpreise gedeckt. Eine staatliche Preisstabilisierung führt i.d.R. auch zu einer Preisstützung. Wollte man nur stabilisieren, müsste man Preisabschläge um das durchschnittliche Preisniveau eliminieren. Zum einen gibt es aber keine verlässlichen Informationen über die Preise, die sich ohne Angebotsschwankungen einstellen würden. Zum anderen drängen die Produzenten i.d.R. erfolgreich auf eine Erhöhung des Stabilierungsniveaus. Durch die Marktordnungen der EG- Agrarpolitik wird bewusst eine Agrarpreisstützung vorgenommen, um das Einkommen der Landwirte zu erhöhen. Die Preisstützung ist als Mittel der Einkommenspolitik aber weniger geeignet. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Zielverwirklichung als auch hinsichtlich der Kosten. Jede Preisstützung bewirkt einen produktgebundenen Einkommenstransfer von den Konsumenten zu den Produzenten. Bevorteilt werden vor allem die Produzenten, die relativ viel produzieren, Preisstützungsmassnahmen werden daher tendenziell die Einkommensunterschiede in der Landwirtschaft erhöhen (landwirtschaftliche Ein- kommensdisparität). Andererseits werden durch eine Agrarpreisstützung vornehmlich die Haushalte belastet, die einen relativ grossen Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, also solche mit unterdurchschnittlichem Einkommen. Abgesehen von den unerwünschten Einkommensverteilungswirkungen ist es fraglich, ob durch Preisstützungsmassnahmen langfristig das Einkommen der im Agrarsektor Tätigen angehoben werden kann. Höhere Agrarpreise wirken als veränderte Signale für den Faktoreinsatz in der Landwirtschaft. Es werden daher bei höheren Preisen mehr Personen im Agrarsektor tätig sein; ebenfalls wird sich der Kapitaleinsatz erhöhen. Höhere Agrarpreise werden sich daher vornehmlich in einer Erhöhung der Bodenpreise niederschlagen, da die Bodeneinsatzmenge kaum vermehrt werden kann.

Literatur: Koester, UJTangermann, S., Alternativen der Agrarpolitik, Hiltrup 1976. Koester, U., Grundzüge der landwirtschaftlichen Marktlehre, 2. Aufl., München 1992. Wöhlken, E., Einführung in die landwirtschaftliche Marktlehre, 3. Aufl., Stuttgart 1991.

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