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Geldmengenziel

Geldpolitische Strategie, die sich im Sinne einer zweistufigen Strategie des Zwischenziels eines sinnvoll abgegrenzten Geldmengenaggregates bedient, mit Hilfe dessen versucht wird, das eigentliche Endziel „Preisstabilität“ zu erreichen. Dementsprechend sollte die ausgewählte Geldmenge hinreichend über die Zinspolitik kontrollierbar sein und einen voraussehbaren engen und längerfristigen Zusammenhang zum Endziel aufweisen. Die Stabilität der Geldnachfrage ist somit Grundvoraussetzung für einen sinnvollen Einsatz von Geldmengenzielen. Das Eurosystem hat sich kein Geldmengenziel, sondern einen Referenzwert für die Entwicklung von M3 gesetzt.

Im Rahmen ihrer Geldpolitik gibt die Deutsche Bundesbank in meist jährlichen Abständen einen Prozentsatz für das Geldmengenwachstum an, das sie unter Abwägung verschiedener volkswirtschaftlicher Daten für angemessen hält. Das Ziel wird als Korridor angegeben, z.B. Wachstum 4- 6 %. Die Hauptdaten sind einmal die Entwicklung des möglichen Produktionswachstums, des Produktionspotentials, und der „unvermeidbaren“ Inflationsrate. Man spricht deshalb auch von der potentialorientierten Geldpolitik.

Siehe auch: ZentralbankGeldmenge.

Zwischenziele  

Festlegung und i.d.R. Veröffentlichung einer anzustrebenden Zuwachsrate für ein genau definiertes monetäres Aggregat. Die Verpflichtung einer - Zentralbank zur Realisierung eines derartigen Zwischenziels ist das Kernelement einer regelgebundenen - Geldpolitik, durch die situationsbedingte bzw. diskretionäre geldpolitische Entscheidungen vermieden werden sollen. Angesichts möglicher prozyklischer Wirkungen einer diskretionären Geldpolitik stellte Milton FRIEDMAN aus monetaristischer Sicht sogar die Forderung auf, der Zentralbank per Gesetz vorzuschreiben, die - Geldmenge jährlich um einen konstanten Prozentsatz wachsen zu lassen. Neben der damit angesprochenen automatischen Stabilisierungswirkung einer geldmengenzielorientierten Geldpolitik ist an eine solche Strategie auch die Hoffnung auf eine Reduzierung der Unsicherheit bei den Wirtschaftsteilnehmern geknüpft. Denn die Vorgabe einer angestrebten Zuwachsrate für die Geldmenge soll für Transparenz in der Geldpolitik sorgen und auf diese Weise die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer eindeutig prägen bzw. stabilisieren. Voraussetzung für eine geldmengenzielorientierte Politik ist zum einen die Abgrenzung einer für das Wirtschaftsgeschehen relevanten Geldmenge. Es muss ein stabiler Zusammenhang zwischen dem als Zwischenziel fungierenden Geldmengenaggregat und der Wirtschaftsentwicklung  bestehen. Zum anderen muss die Geldpolitik auch institutionell in der Lage sein, die relevante Geldmenge zu kontrollieren. Die - Deutsche Bundesbank veröffentlichte seit Ende 1974 jährliche Zielvorgaben und stützte sich dabei auf breit abgegrenzte Geldmengenaggregate. Bis 1987 wählte sie ein rechnerisches Konstrukt, genannt Zentralbankgeldmenge (Bargeldumlauf bei Nichtbanken plus Mindestreserve-Soll auf Inlandsverbindlichkeiten mit konstanten Reservesätzen auf Basis Januar 1974). Ab 1988 fungierte die - Geldmenge M3 als offizielles Zwischenziel der Bundesbank. Basis der jährlichen Zielfixierung bildeten gesamtwirtschaftliche Eckdaten. Anfangs legte die Bundesbank ihrem Geldmengen-ziel vier Zielkomponenten zugrunde: a) das erwartete Wachstum des Produktionspotentials; b) die wünschenswerte Veränderung des gesamtwirtschaftlichen Auslastungsgrades; c) den unvermeidlichen Preisanstieg; d) die erwartete Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Durch die Addition der jeweils angesetzten Veränderungsraten der ersten drei Zielkomponenten und nach Subtraktion der Veränderungsrate der Umlaufgeschwindigkeit ergab sich die anzustrebende Zuwachsrate für die Geldmenge. Schon bald verzichtete die Bundesbank bei ihrer Zielableitung auf eine explizite Berücksichtigung des Auslastungsgrades. Seit 1985 legte sie eine »normative Preiskomponente« zugrunde. Schließlich fand nicht mehr die aktuell erwartete, sondern die trendmäßige Veränderung der Umlaufgeschwindigkeit Eingang in das Geldmengenziel. Auch die Art der Zielvorgabe wurde mehrfach variiert. So verkündete die Bank: · 1975 ein striktes Verlaufsziel (Anstieg der Geldmenge vom Anfang bis zum Ende eines Jahres); · 1976 bis 1978 ein Durchschnittsziel (Anstieg der Geldmenge vom Durchschnittsbestand eines Jahres bis zum Durchschnittsbestand des folgenden Jahres); · 1979 bis 1998 ein modifiziertes Verlaufsziel (Anstieg der Geldmenge vom Durchschnittsbestand im vierten Quartal eines Jahres bis zum Durchschnittsbestand im vierten Quartal des folgenden Jahres). Ebenfalls 1979 ging die Bundesbank schließlich dazu über, die errechneten Zielwerte nicht mehr als Punktziele, sondern (mit einer Bandbreite versehen) in Form eines Zielkorridors bzw. Zieltrichters zu veröffentlichen. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt eine ähnliche Politik. Auch der EZB-Rat weist der Geldmenge in Gestalt eines weit definierten Aggregats M3 eine herausragende Rolle bei seiner geldpolitischen Strategie zu, da er sie alsnatürlichen, festen und zuverlässigen nominalen Anker für eine auf Preisstabilität ausgerichtete Politik einschätzt. Dementsprechend wurde ein Referenzwert für das Geldmengenwachstum bestimmt, ohne jedoch damit die Verpflichtung für das Europäische System der Zentralbanken zu verbinden, kurzfristige Abweichungen des Geldmengenwachstums vom Referenz-wert zu korrigieren (indem etwa »mechanistische« Zinsanpassungen erfolgen). Eine Korrektur wird nicht unter allen Umständen für sachdienlich und nicht einmal für immer möglich gehalten. Dies macht, wie der EZB-Rat unterstreicht, einen markanten Unterschied zwischen der von ihm für richtig gehaltenen Festlegung eines Referenzwertes und der Ankündigung eines (Geldmengen-)Zwischenziels aus. Dennoch wird ein Schwachpunkt jeder geldmengenzielorientierten Politik deutlich: Wenn es nicht nur in Ausnahmefällen ökonomisch plausible und sinnvolle Gründe für Zielabweichungen gibt, dann kann ein Geldmengenziel seine Funktion als Instrument der Erwartungsbildung und der antizipativen Festlegung geldpolitischen Handelns nicht erfüllen. Zunehmend sprechen internationale Gründe gegen eine geldmengenzielorientierte Politik. So ist zu fragen, ob vor dem Hintergrund der Freizügigkeit des internationalen Geld- und Kapitalverkehrs eine Zentralbank noch über eine hinreichende Autonomie in ihrer Zinspolitik verfügt, um eine Zieleinhaltung zu gewährleisten. Daneben haben mehrere Notenbanken wieder Abschied von einer strikt geldmengenzielorientierten Politik genommen. Literatur: Deutsche Bundesbank (Okt. 1995). Rohde, A. (1988). Rohde, A. (1983).

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