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Unternehmensethik

Aus dem ökonomisch geprägten Handeln der Unternehmen ergeben sich häufig Konflikte mit Werturteilen gesellschaftlicher Gruppen. Die Unternehmensethik beschäftigt sich mit der Frage, wie diese Konflikte unter Bezug auf ein angemessenes ethisches Prinzip gelöst werden können. Das griechische Wort »Ethos« bedeutet »Sitte«, »Moral«, »gewohnter Lebensort«. Ethisch ist alles, was diesem Sittenkodex entspricht. Unbestritten ist, dass ohne eine »Minimalethik« im Sinne eines ethischen Grundkonsenses Gesellschaft und Marktwirtschaft nicht funktionieren können. Das liegt daran, dass ökonomisches Handeln viele Wirkungen außerhalb des Marktes hat, die wohlfahrtsmindernd sind. Beispiele sind: Umweltverschmutzung, Lebensmittelskandale, Fluglärm, unseriöse Vertriebspraktiken, gesundheitsschädliche Produkte, Tierquälerei etc. Eine ausgeprägte Berücksichtigung negativer Wirkungen der eigenen Handlungen bei unternehmerischen Entscheidungen würde die negativen Auswirkungen erst gar nicht entstehen lassen, vermindern oder zumindest lösen helfen. Das kann durch das Konzept einer Unternehmensethik in den Betrieb eingebracht werden. Das Konzept muss den Zielkonflikt zwischen interner Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlich orientierten Zielen zur Kenntnis nehmen und die Vormachtstellung des rein ökonomischen Ziels einschränken. Umgesetzt bedeutet das die Formulierung konkreter Normen für Verhaltensweisen des Unternehmens, die Beschreibung, was genau ein Verstoß gegen ethische Normen darstellt, Selbstverpflichtung, Dialog mit den betroffenen gesellschaftlichen Gruppen etc.

befasst sich mit der Begründung von Normen, die von einer Unternehmung zum Zwecke der Selbstbindung in Kraft gesetzt werden, um den von der -Wirtschaftsordnung belassenen Spielraum mit dem Ziel der friedlichen Konfliktbewältigung auszufüllen. Sie ist als Teildisziplin der allgemeinen Ethik eine normative Theorie, die Antwort auf die Frage geben will, wie Kriterien des gelungenen Lebens allgemeinverbindlich begründet werden können. Ethik ist zu unterscheiden von Moral als dem faktisch geltenden Bestand von Normen sowie deren Wirkung und Durchsetzbarkeit. Im Unternehmenszusammenhang wird Moral häufig als Organisationskultur bezeichnet. Die Definition von Ethik als einer normativen Theorie wird allerdings von Vertretern einer wertfreien Wissenschaft nicht geteilt. Diese lassen nur empirisch-analytische Theorien über Normen zu und bezeichnen diese als Ethik. Ethik wird dabei - anders als in den normativen Ansätzen - nicht von Moral unterschieden. Ethik als normative Theorie kann verschiedenen Ansätzen zur Normbegründung folgen. Inhaltliche Normbegründung will definierte Zustände als allgemeinverbindlich auszeichnen (z. B. das grösste Glück der grössten Zahl im Utilitarismus). Prozessuale Normbegründung geht von der Einhaltung bestimmter Verfahrensvorschriften aus, die als inhaltlich unbestimmte Normen einzuhalten sind (z. B. der Kategorische Imperativ von Kant). Zwischen beiden Extremen liegt die Diskursethik. Sie entwickelt als Kriterium für die Verbindlichkeit einer inhaltlichen Norm die Einhaltung der prozessualen Norm des allgemeinen und freien Diskurses aller Betroffenen, in welchem alle strittigen Fragen durch konsensfähige Argumente entschieden werden. Ethik als eine normative Theorie des Wirtschaftens umfasst je nach der betrachteten Handlungsebene die Wirtschafts-, Unternehmens- oder Führungsethik. Die Wirtschaftsethik hat als Sozialethik institutionalisierte Normen der Systemgestaltung zum Gegenstand, z. B. die Rechtfertigung der marktwirtschaftlichen Ordnung als Rahmen für unternehmerisches Handeln. Die Führungsethik hingegen befasst sich als Individualethik mit Grundsätzen individuellen Handelns im Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis. Die Unternehmensethik steht zwischen der Wirtschaftsund der Führungsethik. Ihre Aufgabe ist es, Normen in bezug auf die Einwirkung des Unternehmens auf externe Bezugsgruppen (z. B. Konsumenten oder von negativen Umwelteinflüssen Betroffene) zu entwickeln. Für eine diskursive Unternehmensethik bedeutet dies, dass organisatorische Voraussetzungen für Konsensbildungsprozesse geschaffen werden müssen. Solche sind zum einen die ethische Sensibilisierung der Mitarbeiter, damit ethisch relevante Probleme überhaupt aufgedeckt werden (z. B. durch geeignete Anreizsysteme), zum anderen die Institutionalisierung des Diskurses mit betroffenen externen Bezugsgruppen oder deren Stellvertretern (z. B. durch unabhängige Ethikkommissionen). Darüber hinaus ist die Umsetzung einer diskursiven Unternehmensethik auf das Vorhandensein einer kommunikativen und reflexiven Organisationskultur angewiesen.             Literatur: Apel, K. 0., Grenzen der Diskursethik? Versuch einer Zwischenbilanz, in: Zeitschrift für philosophische Forschung, 40. Jg. (1986), S. 3 ff. Gäfgen, G., Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaftswissenschaft und Ethik, in: Koslowski, P. (Hrsg.), Neue Entwicklungen in der Wirtschaftsethik und Wirtschaftsphilosophie, Heidelberg 1992. Steinmann, H./Löhr, A. (Hrsg.), Unternehmensethik, 2. Aufl., Stuttgart 1991.

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