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Wohlfahrtskriterien

Kaldor-Hicks-Kriterium, — Little-Kriterium, Scitovski-Kriterium

dienen dem Zweck, wirtschaftliche Zustände nach »besser« und »schlechter« zu ordnen (ex ante als Richtschnur der Politik; ex post zur Beurteilung der Entwicklung). Die einschlägige Literatur unterscheidet insbes.: a) das - PARETO-Kriterium, das einen wirtschaftlichen Zustand dann als überlegen bezeichnet, wenn ihn wenigstens ein Wirtschaftssubjekt dem Vergleichszustand vorzieht und die anderen Wirtschaftssubjekte zumindest indifferent sind. Dieses Kriterium ist, bei all seiner Popularität, kaum je auf den Vergleich zweier wirtschaftlicher Zustände anwendbar, weil in praxi bei wirtschaftlichen Veränderungen meist auch Verlierer auftreten. Besondere Relevanz wird dem PARETO-Kriterium indessen in Form der Einstimmigkeitsregel bei Abstimmungen über Entscheidungsregeln zugemessen (James M. BUCHANAN und Gordon TULLOCK). b) Das - KALDOR-HICKS-Kriterium kann als Kriterium für »potentielle« Wohlfahrtssteigerungen nach dem PARETOKriterium bezeichnet werden. Demnach ist eine wirtschaftliche Veränderung der Ausgangslage vorzuziehen, wenn die Gewinner die Verlierer kompensieren könnten und dennoch gewinnen würden. Mit diesem Kriterium wird gleichzeitig der Anwendungsbereich des PARETO-Kriteriums erweitert, allerdings nicht »wesentlich«, weil Gewinner und Verlierer i.d.R. nicht hinreichend bekannt sind und Kornpensationsakte ihrerseits die wirtschaftliche Situation abermals verändern. Außerdem läuft das KALDOR-HICKS-Kriterium Gefahr, zu widersprüchlichen Beurteilungen zu führen (Tibor SCITOVSKY). Demnach kann Situation 2 aus der Perspektive von Situation 1 vorteilhaft sein und umgekehrt. c) Das SCITOVSKY-Kriterium versucht, die Widerspruchsmöglichkeiten des KALDOR-HICKS-Kriteriums zu vermeiden. Deshalb fordert das Kriterium für die Bestimmung potentieller Wohlfahrtssteigerungen ergänzend, dass eine Rückkehr von der neuen zur alten Position nicht nach dem KALDOR-HICKS-Kriterium möglich sein soll. Allerdings kann auch dieses Kriterium bei einer Sequenz von Vergleichssituationen zu zirkulären Beurteilungen führen (William M. GORMAN). d) Das - LITTLE-Kriterium zielt auf Aussagen über »actual welfare« anstelle von »potential welfare«; dies um so mehr, als nach Ian M.D. LITTLE die gebräuchlichen Synonyme für »potential welfare« (Effizienz- bzw. Realeinkommenssteigerung etc.) ohnehin Urteile über »actual welfare« suggerieren. Ein Urteil über die Verteilung der Vergleichssituationen erscheint LITTLE für »actual welfare«-Aussagen unabdingbar. Sein duales Kriterium basiert auf dem - PARETO-Kriterium bzw. seinen kompensationstheoretischen Versionen (KALDOR-HICKS-Kriterium, SCITOVSKY-Kriterium) und einem expliziten Verteilungsurteil. Verwirft man das KALDOR-HICKS-Kriterium wegen Inoperationalität, dann reduziert sich das LITTLE-Kriterium auf das SCITOVSKY-reversal-Kriterium plus Verteilungsurteil. Zumindest bei widersprüchlicher Beurteilung von zwei Vergleichszuständen nach dem SCITOVSKY-reversal-Kriterium ist ein starkes Verteilungsurteil erforderlich, auf dem dann die Wohlfahrtsbeurteilung praktisch ausschließlich beruht. e) Das SAMUELSON-Kriterium strebt die Vermeidung von Verteilungsurteilen für den Vergleich zweier Zustände an (»wertfreie Definition für die Realeinkommenssteigerung einer Gruppe von Wirtschaftssubjekten«). Lediglich ein Vergleich von zwei Verteilungssituationen (wie durch das SCITOVSKY-Kriterium) erscheint SAMUELSON nicht hinreichend. Als Realeinkommenssteigerung wird eine Situation anerkannt, die jede beliebige Verteilung der Ausgangsausstattung im Sinne des PARETO-Kriteriums via Kompensation dominieren könnte; dies impliziert »eine Verschiebung der Nutzenmöglichkeitskurve der betrachteten Gruppe nach außen« – und zwar in allen ihren Bereichen (nicht nur im Bereich zweier Verteilungszustände, wie es für das SCITOVSKY-Kriterium hinreichend wäre). Auch dieses Kriterium ist ex definitione nicht »wertfrei«. Überdies ist es inoperational, außer in dem trivialen, aber unwahrscheinlichen Fall, in dem nur Güterzunahmen zu verzeichnen sind. Nach alledem erscheint lediglich das LITTLE-Kriterium prinzipiell operational für eine »vollständige« Skala zur Beurteilung von Wohlfahrtszuständen, wenn die »Verfügbarkeit« von Verteilungsurteilen geklärt ist. Sofern Widersprüchlichkeit des kompensationstheoretischen Teils des LITTLE-Kriteriums nicht ausgeschlossen werden kann, ruht die Wohlfahrtsbeurteilung allerdings allein auf dem Verteilungsurteil. Zumindest in diesem Fall mag es wünschenswert erscheinen, Vorstellungen über das Ausmass von Verteilungsänderungen zu entwickeln, was letztlich nur auf der Basis irgendwelcher interpersoneller Vergleiche möglich erscheint. Auch in anderen Fällen ist es fraglich, ob Verteilungsurteile anders vorstellbar sind als auf der Grundlage von nicht zuletzt ethisch fundierten interpersonellen Nutzenvergleichen. Damit schließt sich der Kreis zum Ausgangspunkt der »modernen« Wohlfahrtskriterien. Literatur: Linde, R. (1992). Feldman, A.M. (1986). Sohmen, E. (1976). Dobb, M. (1969). Nath, S.K. (1969)

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