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Theorie der personellen Einkommensverteilung

erklärt die - Einkommensverteilung nach Einkommensbeziehern bzw. -gruppen, Regionen oder Sektoren. Mit der Verteilung auf die Produktionsfaktoren befaßt sich die Theorie der funktionalen Einkommensverteilung. Theorien der personellen Einkommensverteilung können sich auf die primäre oder auf die sekundäre Einkommensverteilung beziehen. Hauptanliegen ist die Erklärung der linkssteilen, d.h. ungleichmäßigen und asymmetrischen Häufigkeitsverteilungen in bezug auf die Einkommensgrößenklassen, wie sie für die meisten Industrieländer typisch ist (Verteilungsmodell). a) Stochastische Theorien. Die Ursachen der Einkommensverteilung streuen zufällig, können aber nicht näher spezifiziert werden. Die bekannteste streng stochastische Theorie zur Erklärung der personellen Einkommensverteilung wurde von Robert GIBRAT entwickelt und beruht auf dem aus den Naturwissenschaften bekannten Gesetz der proportionalen Effekte. Dieses besagt in allg. Form: Ein Merkmalsbetrag, z.B. Einkommensbetrag, unterliegt dann dem Gesetz der proportionalen Effekte, wenn seine relative Änderung auf jeder Stufe des Änderungsprozesses zufallsbedingt ist. Beispiel: Ein Einkommensbetrag y, hängt ab von dem Einkommen der Vorperiode y,_, und einer zufallsbedingten relativen Einkommensänderung v,. Somit ist y, = y,_, (1 + v,), d.h., die absolute Einkommensänderung nimmt mit der Höhe des erzielten Einkommens proportional zu. Ist yo das in irgendeiner Weise verteilte Ausgangseinkommen einer Personengesamtheit, dann ist
Theorie der personellen Einkommensverteilung Folgen die v,-Beträge für diese Personengruppe einer Zufallsverteilung, so gilt dies auch für die Summe der Logarithmen der (1 + v1)-Beträge. Unter der Voraussetzung einer genügend großen Zahl von Veränderungen ist In y normal verteilt und y, weist die bekannte linkssteile Verteilung auf (GIBRAT-Verteilung). David G. CHAMPERNOWNE (1953) leitete eine –4 PARETO-Verteilung als Ergebnis stochastischer Prozesse mit Hilfe von MARKOFF-Ketten ab, ebenfalls unabhängig von der Ausgangsverteilung. b) Deterministische partialanalytische Theorien. Sie ziehen v.a. persönliche Merkmale der Einkommensbezieher als Erklärung für die linkssteile Häufigkeitsverteilung heran. Hierbei können die einzelnen spezifizierten Faktoren durchaus Zufallseinflüssen unterliegen.
1. Eine Reihe von Theorien erklärt die linkssteile Verteilung durch das multiplikative oder additive Zusammenwirken verschiedener Eigenschaften. Ability-Theorien. Unter dem Begriff ability werden persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten zusammengefaßt, die die Erwerbschancen bestimmen. Geht man von einem multiplikativen Zusammenwirken solcher Eigenschaften und Fähigkeiten aus, nimmt man ferner an, dass sie voneinander unabhängig und jeweils zufallsverteilt sind, dann wirkt sich der gleiche Mechanismus aus wie bei dem Gesetz der proportionalen Effekte: Es resultiert eine lognormale Verteilung, also eine linkssteile Verteilung der absoluten Einkommensgrößen. Auch durch additives Zusammenwirken von zwei oder mehr normalverteilten Eigenschaften kann das Bild der linkssteilen Verteilung angenähert werden. Auf diesem Prinzip beruht auch die Erklärung durch die Risikopräferenztheorie, wie sie von Milton FRIEDMAN (1953) entwickelt wurde.
2. Eine andere Theoriengruppe erklärt die linkssteile Verteilung durch das Zusammenwirken von abnehmender Klassenbesetzung und zunehmenden Einkommensbeträgen. Humankapitaltheorien. In der einfachsten Form dieser Modelle wird angenommen, daB das Arbeitseinkommen eines Individuums ausschließlich von der Länge seiner Ausbildung abhängt und dass er für sie Ausbildungskosten aufwenden muß, ggf. in Form von entgangenem Einkommen. Nutzenmaximierende Individuen werden sich so verhalten, dass der Kapitalwert des erwarteten Lebenseinkommens maximiert wird. Durch dieses Verhalten wird langfristig bewirkt, dass der Kapitalwert des Lebenseinkommens bei jeder Ausbildung gleich ist. Andernfalls erfolgt eine Nachfrageverschiebung zwischen den verschieden langen Ausbildungszeiten. Es läßt sich zeigen, dass aufgrund dieser Annahmen das Lebenseinkonunen mit der Länge der Ausbildung (multipliziert mit dem Zinssatz) exponentiell zunimmt. Gleichzeitig nimmt die Besetzung der einzelnen Einkommensklassen mit zunehmender Ausbildungsdauer mit einer bestimmten Rate exponentiell ab. Führt man beide Bewegungen über ihren gemeinsamen Exponenten (Ausbildungsdauer) zusammen, ergibt sich eine PARETO-Verteilungsfunktion. Hierarchietheorie. Sie geht davon aus, dass in der hierarchischen Struktur eines Unternehmens oder einer Institution das Einkommen exponentiell steigt, die Besetzung der Hierarchiestufen aber exponentiell abnimmt. Theorie der Verteilung des Einkommens aus ererbtem Vermögen (Gerold BLÜMLE, 1972). Die Ersparnis aus Vermögenseinkommen bewirkt, dass das Vermögen und das Vermögenseinkommen exponentiell mit der Sparrate, multipliziert mit dem Zinssatz, ansteigt. Die Besetzung der einzelnen Alters- und zugleich Einkommensklassen nimmt exponentiell mit einer angenommenen Sterberate ab. Das Ergebnis des Zusammenwirkens beider Bestandteile ist wiederum die PARETOVerteilungsfunktion. Das Modell läßt sich unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums erweitern. Lebenszyklustheorien. In den Humankapitalmodellen ist zwar ein Lebenszyklusmodell enthalten, man kann aber auch das Lebenszyklusmodell ohne Einbeziehung der Ausbildungsinvestitionen zur Erklärung der personellen Einkommensverteilung heranziehen. Das Optimierungsproblem des Individuums besteht darin, den Einsatz seiner Ressourcen, einschl. seiner Erstausstattungen, im Zeitverlauf so zu disponieren, dass es seinen Nutzen maximiert (Modell des optimalen intertemporalen Faktorangebots). Aus dieser Disposition ergibt sich ein Lebenszyklusverlauf des Kapitalbestandes, der in den mittleren Lebensjahren ein Maximum erreichen wird. Annahmegemäss haben alle Individuen den gleichen Planungshorizont, gleiche Ressourcen und Lebenseinkommen. Berücksichtigt man den Altersaufbau der Bevölkerung, in dem jede Altersklasse geringer besetzt ist als die vorige, ergibt sich im Zusammenwirken mit dem Lebenszyklusverlauf des optimalen Vermögensbestandes (einschl. Humankapital), der für alle gleich ist, eine Verteilungsfunktion für den Vermögensbestand der Gesamtwirtschaft, die den typischen linksseitigen Verlauf aufweist. Die Verteilungsfunktion für das resultierende Einkommen aus diesem Vermögensbestand verläuft in gleicher Weise. Nachteil aller dieser partiellen Theorien ist nicht nur die stark formalistische Ausrichtung, sondern auch die Vernachlässigung weiterer Einflußfaktoren und die Vernachlässigung der gesamtwirtschaftlichen Interdependenzen, die durch diese Einflüsse ausgelöst werden. c) Gesamtwirtschaftliche Modelle. Sie erklären die personelle Einkommensverteilung simultan mit den anderen endogenen Variablen und im gleichen Zuge auch die funktionale Verteilung sowie die Vermögensverteilung. Ein vollständiges Modell muss ausreichend mikroökonomisch fundiert sein, d.h., insbes. die individuellen intertemporalen Faktorangebots-, Spar- und Portfolioentscheidungen sind mit heranzuziehen. Die Mehrzahl solcher Modelle baut auf dem neoklassischen Wachstumsmodell von Joseph E. STIGLITZ (1969) auf. Er untersucht, ob sich die durch Vermögensungleichheiten begründeten Ungleichmäßigkeiten in der Einkommensverteilung verstärken oder ausgleichen. Ekkehard SCHLICHT (1975) hat dieses Modell kritisiert und weiterentwickelt. d) Politische Theorien. Nach diesen Ansätzen wird die personelle Sekundärverteilung aus ökonomisch-politischen Prozessen abgeleitet (George J. STIGLER, 1970; Robert A. ALTMANN und Mordecai KURZ, 1978). Sie gehören in den Bereich der Neuen Politischen Ökonomie. Literatur: Ramser, H.J. (1987). Bartmann, H. (1981). Schlicht, E. (1976). Blümle, G. (1975)

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