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gemischte Wirtschaftsordnung

zeichnet sich durch eine Verbindung verschiedener ökonomischer und politischer Entschei- dungs- und Koordinationsverfahren aus. Für westliche Marktwirtschaften werden im Anschluss an Robert A. Dahl und Charles E. Lindblohm neben dem Marktsystem die Demokratie (Polyarchie), die öffentlichen Bürokratien und Gruppenverhandlungen zwischen Verbänden als charakteristische Koordinationsverfahren genannt. Diese Systematik wäre für die sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaften zu modifizieren. Das grundlegende Koordinationsverfahren, das System der zentralen Planung und Bilanzierung, funktioniert ebenfalls wie das Marktsystem nicht isoliert, sondern in Verbindung mit staatlichen Bürokratieapparaten, mittels Verhandlungen zwischen Staatsorganen bzw. Machtgruppierungen, diskretionären Eingriffen der Zentralinstanzen im Zuge der Plandurchsetzung sowie mit Hilfe spontaner und meist illegaler Initiativen. Aus dieser Sicht erscheinen alle realisierten Ordnungen, also sowohl die marktwirtschaftlichen als auch die planwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen, als Mischsysteme. Bei diesem Verständnis bleiben die Funktions- und Bedeutungsunterschiede zwischen den einzelnen Verfahren im Dunkeln; zudem suggeriert es die Vorstellung der beliebigen Mischbarkeit. Die höchst unterschiedliche koordinative Problemlösungskraft der Verfahren erschliesst sich, wenn der Beitrag zur Lösung des Alloka- tionsproblems berücksichtigt wird: Das sich in jeder Wirtschaftsordnung stellende alloka- tive Grundproblem, die Wirtschaftssubjekte angesichts der Sachverhalte der Unüberseh- barkeit und Interdependenz der Güterprozesse über die Knappheit der Güter zu informieren und allokative Entscheidungen positiv oder negativ zu sanktionieren, lässt sich grundsätzlich nur im Rahmen eines dezentralkoordinierten Marktsystems oder eines zen- tral-koordinierten Planungs- und Bilanzierungssystems lösen. Beide Allokationssysteme sind daher als primäre Koordinationsverfahren zu bezeichnen. Es ist unbestritten, dass sie nur im Zusammenspiel mit anderen Verfahren funktionieren: So versagt der Markt bei der Allokation von Kollektivgütern, die durch staatlichbürokratische Instanzen bereitzustellen sind. Ebenso sind private Aktivitäten, spontane Marktelemente oder diskretionäre Leitungsanweisungen unerlässliche Ergänzungen für die Funktionsweise des zentralen Planungssystems. Die angeführten Verfahren sind jedoch als sekundäre Koordinationsverfahren zu bewerten, da sie für sich alleine überfordert wären, eine rationale Güterallokation in einer hocharbeitsteiligen Volkswirtschaft zustande zu bringen. Sie haben vielmehr ergänzende Funktionen, die sie nur im Wege der Abstützung durch und der Integration in die primären Allokationssysteme erfüllen können. Daraus ergeben sich für das Verständnis gemischter Wirtschaftsordnungen folgende Aufschlüsse: Bezogen auf die Unterscheidung in primäre und sekundäre Koordinationsverfahren sind sowohl die realisierten Marktwirtschaften als auch die sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaften zwar gemischte Wirtschaftsordnungen. Die Koordinationsverfahren sind jedoch nicht beliebig mischbar. Das entscheidende Kriterium für das konkrete Mischungsverhältnis hat die Konformität der sekundären Verfahren mit den Funktionsbedingungen des primären Koordinationsverfahrens zu sein. So deuten die Erfahrungen mit dem Dirigismus, dem Interventionismus oder dem Wohlfahrtsstaat Grenzen für die Funktionsweise des Marktsystems an. Werden ausserdem die Erfahrungen mit den sozialistischen Marktwirtschaften berücksichtigt, lassen sich die Wirkungen einer Mischung der primären Koordinationsverfahren bestimmen: Der Versuch, ein gleichgewichtiges Nebeneinander des dezentral-koordinierten Marktsystems und des zentral-koordinierten Planungs- und Bilanzierungssystems zu realisieren, würde zu einem Lenkungschaos führen.                Literatur: Leipold, H., Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme im Vergleich, 5.Aufl., Stuttgart 1988.

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