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Gefangenendilemma

(prisoner\'s dilemma) Konfliktsituation, in der Individuen (Gruppen) bei individuell rationalem Verhalten ein für alle Beteiligten nachteiliges Ergebnis herbeiführen. Das ursprüngliche, von der Spieltheorie analysierte Beispiel bezieht sich auf eine Vernehmungspraxis, woraus sich die Bezeichnung erklärt: Zwei Tatverdächtige erwartet eine Strafe von z.B. zehn Jahren, wenn ihnen die Tat nachgewiesen werden kann. Da der Nachweis nicht möglich ist, verspricht man dem Geständigen Straffreiheit für den Fall, dass nur ein Täter gesteht. Gestehen jedoch beide, reduziert sich für jeden einzelnen die Strafe auf nur acht Jahre. Wird kein Geständnis abgelegt, werden beide wegen eines kleineren, anderen Vergehens zu zwei Jahren verurteilt. Da die Täter isoliert vernommen werden, besteht für sie Ungewissheit, ob der jeweils andere gesteht oder nicht. Es ist für beide rational zu gestehen, da sie im günstigsten Fall Straffreiheit erlangen, im ungünstigsten die volle Strafe vermeiden können. Auf diese Weise wird die für beide günstige Strategie "Schweigen", die sich bei Kooperation einstellte, nicht realisiert. Das Gefangenendilemma tritt in modifizierter Form im Rahmen von Kollektiven auf. Ist z.B. unter den Individuen durch Grundkonsens (Neue Politische Ökonomik) ein Regelsystem (z.B. Eigentumsrechte) etabliert worden, so wird die Wohlfahrt für alle Individuen insgesamt maximal sein, wenn jeder die Regeln einhält. Ein einzelner jedoch kann seine Wohlfahrt durch Regelverletzung durchaus steigern (z.B. Diebstahl), und zwar zu Lasten der übrigen Beteiligten, wenn diese die Regeln einhalten (Trittbrettfahrer). Verletzen hingegen alle die Regeln - so dass faktisch ein regelloser Zustand entsteht -, so werden alle Beteiligten die geringste Wohlfahrt realisieren. Dieser Zustand aber kann gerade deswegen eintreten, weil alle Individuen einen Anreiz haben, die Spielregeln zu missachten. Das Gefangenendilemma und damit die Instabilität des Regelsystems lässt sich vermeiden, wenn der Grundkonsens Massnahmen einschliesst, die den Anreiz zum Regelverstoss beseitigen, z.B. durch Ächtung, Geldstrafen, Freiheitsentzug, Tod. Die Denkfigur des Gefangenendilemmas dient also dazu, irgendeine Art von Zwang zu legitimieren. Die vom Kollektiv zu tragenden Kontroll- und Ahndungskosten müssen dabei in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag aus dem Verstoss stehen. Das Gefangenendilemma kann auch in kleinen Gruppen (z.B. Oligopol) auftreten. Dort kann es jedoch bei unbegrenzt sich wiederholenden "Spielsituationen" zu Lerneffek- ten kommen, weil die übrigen Beteiligten sich mit Bestrafungsaktionen wehren ("tit for tat "-Strategie nach Axelrod); (Theorie des institutioneilen Wandels).      Literatur: Frey, B. S., Theorie demokratischer Wirtschaftspolitik, München 1981. Shubik, M. (Hrsg.), Spieltheorie und Sozialwissenschaften, Frankfurt a. M. 1965.

Eine Reihe von Situationen innerhalb der Spieltheorie, hei der
(1) für jeden Spieler das Ergebnis der eigenen optimalen Strategie besser ist als das der optimalen Gruppenstrategie, und
(2) die Wahl der eigenen optimalen Strategie jeden einzelnen Spielers letztlich alle schlechter stellen würde, als wenn alle Spieler die optimale Gruppenstrategie wählen würden. Diese Situation ergibt sich häufig in der Marketingpraxis: Ein Preisnachlaß eines Wettbewerbers könnte sich für diese Unternehmung günstig auswirken; würden jedoch alle Wettbewerber den gleichen Preisnachlaß gewähren, könnte sich dies negative Auswirkungen auf das Ergebnis der gesamten Branche haben.

Bezeichnung für eine unauflösliche moralische Dilemmasituation. Siehe auch   Unternehmensethik.

Siehe Häftlingsdilemma



(= prisoner\'s dilemma) spezielles Spiel, mit dessen Hilfe die Spieltheorie das Kooperationsproblem abbildet. Die Regeln dieses Spiels werden wie folgt verdeutlicht: Zwei Gefangene sitzen in getrennten Zellen und haben keine Möglichkeit der Verhaltensabstimmung. Sie sind einer gemeinsam begangenen Tat angeklagt, die ihnen aber nicht nachgewiesen werden kann. Der Staatsanwalt macht beiden folgenden Vorschlag: Wenn einer von beiden gesteht, kommt der Geständige frei und der andere wird zu 6 Jahren verurteilt. Gestehen beide, müssen beide für 3 Jahre ins Gefängnis, gestehen beide nicht, werden sie wegen einer anderen Straftat, die ihnen nachgewiesen werden kann, zu jeweils einem Jahr verurteilt. Beide Spieler haben die Wahl zwischen den beiden Strategien »Gestehen« (G) und »Nicht Gestehen« (NG). Das Spiel, mit dessen Hilfe die Entscheidungssituation abgebildet wird, kann durch eine 2x2-Spielmatrix angegeben werden (Abb.).
Gefangenen-Dilemma Für beide Gefangene ist G dominante Strategie: Falls Spieler II G wählt, ist es für I beste Antwort, ebenfalls G zu spielen. Spielt II NG, so ist wiederum G beste Antwort für I. Gleichgültig, für welche Strategie sich II entscheidet, für I ist es immer beste Antwort zu gestehen. Da das Spiel symmetrisch ist, gilt gleiches auch für Spieler II. Die Strategiekombination (G, G) ist damit das einzige NASH-Gleichgewicht des Spiels, und zwar ein Gleichgewicht in dominanten Strategien (-f Gleichgewichtskonzepte der Spieltheorie). Das Dilemma der Spieler besteht darin, dass individuell rationales Verhalten zu einem Spielausgang führt, der kollektiv nicht rational ist, denn mit (NG, NG) existiert eine Strategiekombination, bei der sich beide Spieler gegenüber dem NASH-Gleichgewicht verbessern würden. Bei unabgestimmten, strikt rationalem Verhalten ist die PARETO-effiziente Lösung (NG, NG) für die Spieler nicht erreichbar. Sie könnte nur dann realisiert werden, wenn die Spieler zu kooperativem Verhalten bereit wären, das darin besteht, dass sie auf die Wahrnehmung der Freifahreroption G verzichten. Unter der Voraussetzung rationalen Verhaltens ist dies jedoch nicht zu erwarten, selbst wenn die Spieler die Dilemma-Struktur durchschauen. Kooperatives Verhalten ist aus der Sicht der Spieler nur sinnvoll, wenn es gegenseitig erfolgt. Bei simultaner Entscheidung setzt dies jedoch voraus, dass die Spieler sich gegenseitig versichern, kooperativ zu spielen. Diese Versicherung ist jedoch nicht glaubwürdig, denn rationale Spieler werden G spielen, und dass beide Spieler rational sind, ist beiden Spielern bekannt. Seine große Bedeutung gewinnt das Gefangenen-Dilemma durch die Tatsache, dass es die Grundstruktur vieler ökonomisch relevanter Kooperationsprobleme transparent macht. Seine wichtigste Anwendung erfährt es im Zusammenhang mit dem Problem - öffentlicher Güter, das wiederum im Kontext der - Umweltökonomik und im Bereich kollektiver Entscheidungen eine wesentliche Rolle spielt. Da bei öffentlichen Gütern KonsumausSchluss nicht möglich ist, wird ein rationales eigennütziges Individuum keinen Beitrag zur Erstellung dieses Gutes leisten, sondern die Freifahrerstrategie wählen, die darin besteht, das Gut zu konsumieren, ohne an seiner Erstellung mitzuwirken. Damit kommt es zu der aus dem Gefangenen-Dilemma bekannten Struktur: Individuell rationales Verhalten führt dazu, dass das öffentliche Gut nicht angeboten wird, und zwar auch dann, wenn ein solches Angebot PARETO-effizient wäre. Individuell rationales Verhalten führt damit zu kollektiv nicht rationalen Resultaten. Literatur: Holler, M., Illing, M. (1992). Weimann, J. (1991), Rasmusen, E. (1989)

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