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Werturteil

Über die Frage, ob die Betriebswirtschaftslehre Werturteile abgeben soll oder nicht, besteht seit Jahrzehnten ein Werturteilsstreit. Es werden zwei Arten von Werturteilen unterschieden, echte und unechte Werturteile. Echte oder primäre oder direkte Werturteile sind persönliche Bekenntnisse. Diese sind als solche zu kennzeichnen. Unechte oder sekundäre oder indirekte Werturteile sind wissenschaftliche Erkenntnisse.

In der Wirtschaftssoziologie: Aussage, die explizit oder implizit eine Wertung enthält, d.h. bestimmte Vorgänge, Handlungen oder Entscheidungen als gerechtfertigt oder wünschenswert bzw. als ungerechtfertigt bezeichnet. Der Ausschluss von W.en aus der Wissenschaft durch das Prinzip der Wertfreiheit steht im Mittelpunkt des Werturteilsstreits.

positive oder negative Empfehlung zu einem Sachverhalt. Dabei wird oft von einem allgemeinen Prinzip im rechtfertigenden Sinne implizit Gebrauch gemacht und der Adressat aufgefordert, das gleiche Prinzip zu akzeptieren und ebenso zu urteilen. Werturteile stellen somit präskriptive Aussagen dar, die nicht wie deskriptive Aussagen über die Realität informieren, sondern lediglich eine Einstellung bzw. eine Haltung gegenüber den Dingen ausdrücken. Sie sind folglich nicht wahrheitsfähig, d.h. sie können weder wahr noch falsch sein. Man kann daher in bezug auf alle relevanten Sachverhalte der gleichen Auffassung sein und dennoch entgegengesetzte Werturteile fällen. Ob Werturteile kraft Wissenschaft zu fällen sind, stellt das sog. Werturteilsproblem dar (Werturteilsstreit). Wertungen bzw. Werturteile können selbst Gegenstand der wissenschaftlichen Analyse sein: Was bringen sie zum Ausdruck? Wie sind ihre Beziehungen zueinander? Welche Konsequenzen ergeben sich aus ihnen (z.B. in bezug auf Ziel-MittelRelationen) ? Wie kommen sie zustande? Zu vermeiden sind — und allein hierauf bezieht sich das Webersche Wertfreiheitspostulat — Vermengungen von Werturteilen mit erfahrungswissenschaftlichen Aussagen, um Scheinerklärungen zu vermeiden.             

Wertung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Tatbestände unter ethischen, religiösen, moralischen oder verwandten Gesichtspunkten. Aus den methodologischen Untersuchungen Max WEBERs entstand die sog. Werturteilsdebatte, in der es um die Frage ging, ob die Wirtschaftswissenschaft Werturteile enthalten dürfe oder nicht. Während Max WEBER den Standpunkt vertrat, die Wirtschaftswissenschaft sei eine empirische (Tatsachen-) Wissenschaft, in der kein Platz für Werturteile sei, argumentierten Gustav SCHMOLLER und andere Vertreter der - Historischen Schule, dass alles wirtschaftliche Geschehen einen gesellschaftlichen Bezug habe und das Ergebnis individuellen Handelns sei, in das notwendigerweise Wertungen vielfältiger Art eingingen, die es folglich auch zu untersuchen und bei der Theorienbildung zu berücksichtigen gelte. Die letztere Ansicht scheint heute zu überwiegen. Soll eine wirtschaftswissenschaftliche Untersuchung danach charakterisiert werden, ob das Hauptgewicht auf der faktischen oder der normativen Seite des Problems liegt, so spricht man von »positiver« Ökonomik, wenn die empirische Analyse und das, was »ist«, im Vordergrund steht, und von »normativer« Ökonomik, wenn es primär um das Setzen von Nonnen oder die Analyse dessen geht, was »sein soll«. Von kryptonormativen Theorien spricht man in diesem Zusammenhang, wenn in eine Theorie implizit oder unbewußt normative Elemente einfließen. Literatur: Albert, H. (1974). Hofmann, W. (1961). Weber, W., Topitsch, E. (1952)

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