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Befragung

Die Befragung ist wie die Beobachtung eine Erhebungsmethode der Marktforschung.

Bei der Befragung handelt es sich, im Gegensatz zur Beobachtung, um ein Verfahren, auf dem Wege der Kommunikation Informationen von Auskunftspersonen zu erhalten. Voraussetzung hierfür ist, daß es sich um durch die Auskunftsperson verbalisierbare Tatbestände handelt, und die Auskunftsperson zur Auskunft Grundsätzlich bereit ist. Die Befragung bedient sich in der Regel eines Fragebogens mit geschlossenen Fragen (mit Antwortvorgaben) und / oder offenen Fragen (ohne Antwortvorgaben). Als Auskunftspersonen kommen in Betracht:
1. Diejenigen Personen, deren Verhalten, Meinungen etc. Gegenstand der Befragung sind, z. Befragung Verbraucher.
2. Personen, von denen man annimmt, daß sie Auskunft über das Verhalten, über Meinungen etc. anderer Personen geben können. Hierbei kann es sich um Auskunftspersonen handeln, die Kontakt zu den im Mittelpunkt der Befragung stehenden Personen haben, wie z. Befragung Einzelhändler, die über das Einkaufsverhalten von Verbrauchern, oder Vorgesetzte, die über das Verhalten von Arbeitnehmern befragt werden. Dieses indirekte Verfahren ist wegen der unter Umständen nicht vorhandenen Neutralität der Auskunftspersonen umstritten. Befragt werden können jedoch auch Experten (z. Befragung Wissenschaftler), d. h. Personen, die über den Untersuchungsgegenstand gut informiert sind. Diese An der Befragung wird meist in explorativen Studien mit dem primären Ziel der Problemerkennung und strukturierung angewandt. Nach dem Erhebungsmodus sind zu unterscheiden:
1. die mündliche Befragung, üblicherweise als Interview bezeichnet, bei der ein Interviewer der Auskunftsperson in direktem Gespräch die Fragen stellt;
2. die telefonische Befragung, die sich an Stelle des direkten Gespräches des Telefons bedient; diese Art der Befragung ist schnell durchführbar, besitzt jedoch die Nachteile, daß die Repräsentanz nur schwer kontrollierbar und der Umfang der Information nur sehr begrenzt ist;
3. die schriftliche Befra gung, bei der der Fragebogen der Auskunftsperson meist per Post zu gesandt wird und diese den Fragebo gen ohne die Hilfe eines Interviewers ausfüllt (Vor und Nachteile der Befragung, mündlich/schriftlich). Entstammen die Fragen eines Frage bogens einem Untersuchungsbereich, so wird dies als Einthemenbefra gung bezeichnet, im Gegensatz zur » Mehrthemenbefragung oder Omni busbefragung, bei der Fragen aus unterschiedlichen Bereichen, u. U. gemischt, in einem Fragebogen zusammengefaßt werden. Im Gegen satz zur einmaligen Befragung steht die Pa nelbefragung, bei der die Auskunfts person in zeitlichen Abständen mehr mals zum gleichen Themenbereich befragt wird.

[s.a. Erhebungsverfahren] Die Befragung ist die am weitesten verbreitete Methode der Datenerhebung der empirischen Sozialforschung. Das Charakteristische dieser Methode ist die systematische Erfassung sprachlich vermittelter Informationen. Diese Informationen können entweder auf mündlichem oder auf schriftlichem Wege vom Befragten geäußert werden. Die Ausrichtung auf verbale Informationen weist auf die Kernproblematik der Befragung hin. Das unterschiedliche Sprachverständnis von Interviewer und Interviewtem sowie die Mehrdeutigkeit von gesprochenen und geschriebenen Worten müssen als potenzielle Fehlerquellen (Erhebungsfehler) beim Einsatz der Befragung berücksichtigt werden.

Formen der Befragung sind die mündliche Befragung, zu der das direkte (persönliche) Interview und das konventionelle Telefoninterview zählen, die schriftliche Befragung und computergestützte sowie computerisierte Befragungsformen (Befragung, computergestutzte).

Darüber hinaus unterscheidet man verschiedene Formen des Interviews:

- standardisiertes bzn strukturiertes Interview Es basiert auf einem Fragebogen, der die Fragenformulierungen, die Fragenreihenfolge sowie die Antwortmöglichkeiten vollständig oder teilweise im Voraus festlegt. Der Interviewer hat nur die Aufgabe, die Fragen zu verlesen und die Antworten der Befragten zu notieren. Eventuell darf er Erläuterungen im Sinne der Fragestellung geben, wenn der Befragte eine Frage nicht oder falsch versteht.

Tietz (1993b, S. 437) nennt folgende Vor- und Nachteile für diese Interviewform:

Vorteile

1. Möglichkeit zur Bildung repräsentativer Stichproben

2. Feststellbarkeit der Identität des Befragten

3. Breite Spannweite der Fragen

4. Verwendbarkeit von Stimulanzien

5. Möglichkeit zur ergänzenden Beobachtung

6. Möglichkeit von Rückfragen

Nachteile

1. Hohe Kosten

2. Vergleichsweise hoher Zeitaufwand

3. Möglichkeit von Interviewereinfluss auf die Ergebnisse

4. Notwendigkeit zur Interviewerkontrolle

5. Erfordernis einer gut geschulten Interviewerorganisation,

- teil-standardisiertes bzw. teil-stn&turiertes Interview

Em Leitfaden für den Interviewer wird durch eine Mindestanzahl meist offener Fragen vorgegeben. Der Interviewer hat die Möglichkeit, die Fragenreihenfolge sowie die Formulierung ergänzender oder zusätzlicher, weiterreichender Fragen der Befra-gungssiluatton anzupassen. Dadurch wird eine größere Flexibilität gegenüber dem standardisierten Interview erreicht. Nachteilige Wirkungen gehen von einem nur schwer kontrollierbaren Interviewerbias aus (vgl. Hesse, 1974, Sp. 328).

- nicht-standardisiertes, unstruktunertes, freies oder auch Tiejeninterview

Diese Interviewform verzichtet vollständig auf einen Fragebogen und »...wird deshalb auch häufig als ungelenktes Interview bezeichnet« (Alemann, 1984, S. 217). Das nichtstandardisierte Interview hat eine ex-ploraüve Funktion. Der Interviewer muss hochqualifiziert und mit dem Befragungsgegenstand bestens vertraut sein. Dies ermöglicht ihm, den Befragungsgegenstand weiter zu sondieren und ausgewählten Befragten, oft Experten, in offenen und freien Gesprächen die Möglichkeit zu einer freien Stellungnahme zu geben.

Beim konventionellen Telefoninterview wird als Kommunikationsmittel das Telefon eingesetzt. »Telefoninterviews setzen vor-

aus, dass die Motivation des Befragten nicht zu sehr beansprucht wird, dass die Fragebogen kurz und unkompliziert sind und dass möglichst der Haushalt, nicht aber Personen, Einheit der Analyse ist« (Alemann, 1984, S. 217f.). Der Einsatz des Telefoninterviews ist unter den Restriktionen des Repräsentanzproblems (Repräsentanz) zu sehen.

Die Vorteile der Telefonbefragung sind (vgl. Tietz, 1993b, S. 437):

1. Schnelle Informationsgewinnung

2. Keine Interviewerkontrolle bei zentraler Organisation der Befragung

3. Rückfragemöglichkeit beim Befragten

4. Vergleichsweise geringe Kosten.

Als Nachteile können angeführt werden:

1. Probleme bei der Feststeilbarkeit der Identität

2. Interviewer- und Verfahrenseinflüsse auf die Ergebnisse

3. Keine Repräsentanz bei begrenzter Verbreitung des Telefons

4. Begrenzte Zeitdauer und damit Zahl der Fragen

5. Begrenzung auf einfache und kurze Fragen ohne Stimulanzien

6. Schwierige Auskunftsgewinnung bei bestimmten Fragen

7. Keine Beobachtung möglich.

Die schriftliche Befragungsform bedient sich standardisierter Fragebogen, die entweder durch einen Interviewer oder einen Mitarbeiter eines Forschungsinstitutes, die einführende Erklärungen hinzufügen können, oder durch die Post zugestellt werden (vgl. Hafermalz, 1976, S. 7ff.). Der Befragte beantwortet die Fragen und schickt den Fragebogen zurück. Da nicht alle Befragten diesem Wunsch nachkommen, entsteht das Non-Response-Problem, das durch geschickt formulierte Fragebogen und Begleitschreiben, durch materielle Anreize (Preisausschreiben) sowie durch »Mahnschreiben« zu minimieren versucht wird.

Die Beeinflussung durch den Interviewer (Interviewerbias) ist bei der schriftlichen Befragung ausgeschlossen.

Als Vorteile sind daher zu nennen (vgl. Tietz, 1993b, S. 437):

1. Keine Interviewereinflüsse

2. Vergleichsweise geringe Kosten

3. Leichte Erreichbarkeit gebildeter Bevölkerungsgruppen

4. Hoher Genauigkeitsgrad bei Prüfung der Antworten durch den Befragten

5. Beteiligung mehrerer Personen bei der Antworterteilung möglich

6. Keine Störung bei der Beantwortung

7. Vergleichsweise leichte Erreichbarkeit von Fachleuten

8. Vergleichsweise hohe Identifikation möglich.

Die Nachteile sind:

1. Keine konsekutive Fragetechmk wegen Kenntnis des gesamten Fragebogens

2. Lange Untersuchungszeit

3. Keine Möglichkeit zur Gewinnung spontaner Antworten

4. Keine Feststellbarkeit der Identität des Befragten

5. Große Repräsentanzprobleme

6. Viele Fehlantworten

7. Begrenzung der Komplexität beim Frageninhalt

8. Keine Klärbarkeit von Zweifelsfragen

9. Vergleichsweise begrenzter Fragenumfang.

Methode der Datenerhebung, bei der sich Personen verbal oder schriftlich zum jeweiligen Erhebungsgegenstand äussern. Man unterscheidet persönliche Befragung (Interview), bei der die Fragestellung den Mitgliedern der Zielgruppe im Wege persönlicher Kommunikation von den die Erhebung durchführenden Personen vorgetragen wird (persönliche Befragung, Telefoninterview), und nichtpersönliche Befragung, wobei die Erhebung z.B. über Fragebögen oder Einsendecou- pons erfolgt (schriftliche Befragung; Bildschirmbefragung). Bei allen Varianten wird den Befragten bewusst, dass die Preisgabe von Informationen von ihnen gefordert wird. Hieraus resultieren zwei gravierende Probleme. (1)   Die Gefahr der Antwortverweigerung droht, wenn einzelne Fragen tief in die Privatsphäre des Befragten eindringen. Da die Grenze der Antwortbereitschaft bei jedem In- dividum unterschiedlich gezogen ist, empfiehlt es sich in diesen Fällen, eine direkt, also ohne Umschweife gestellte Frage durch eine indirekte Formulierung zu ersetzen. Dies erlaubt weniger auskunftswilligen Personen eine zurückhaltende Beantwortung. Fragen in psychologischen Tests sollten auf den Befragten unverfänglich wirken, so dass er keinen Anlass zur Antwortverweigerung sieht. Nur der Psychologe gewinnt aus den Äusserungen Aufschluss über Persönlichkeitsmerkmale des Befragten, die dieser bei direkter Befragung nicht preisgegeben hätte Bei Fragen zum Sozialverhalten wird häufig nicht die Antwort verweigert, sondern eine objektiv falsche Auskunft erteilt, weil diese den gültigen gesellschaftlichen Normen entspricht (z.B. über das Sexualverhalten). Dieser Drang zur positiven Selbstdarstellung ist beim Interview höher als bei der nichtpersönlichen Befragung. Auch bei der indirekten Befragung muss mit bewusster Auskunftsverfälschung gerechnet werden, wenn der Befragte den Zweck der Erhebung erkennt und abweichend von den tatsächlichen Gegebenheiten sich selbst in bezug auf den Erhebungsgegenstand in einer bestimmten Weise darstellen möchte. Im Hinblick darauf erscheint es bei der Formulierung der Fragen geboten, auf deren schwere Durchschaubarkeit zu achten. Falschauskünfte können auch auf missverständlich formulierten Fragen beruhen. Ist der Kenntnisstand des Befragten über den Erhebungsgegenstand zu gering oder die Formulierung der Frage zu kompliziert, wird dies bei der Beantwortung oft nicht eingestanden, sondern eine Scheinantwort gegeben. Beide Probleme lassen sich durch einfache und klare Formulierung der Fragen vermeiden. Fragen mit einer beschränkten Zahl von Antwortkategorien, sog. geschlossene Fragen, bergen ebenfalls das Risiko eines Informationsverlustes in sich, zumal wenn bei der Erarbeitung der Fragen wichtige Antwortmöglichkeiten übersehen wurden. Offene Fragen erlauben es den Befragten, differenzierte Antworten zu geben, wobei jedoch die zu erwartende Vielfalt der Auskünfte deren Auswertung erschwert. Die Notwendigkeit, eigene Formulierungen zu finden, überfordert im übrigen viele Betroffenen und erhöht die von diesen aufzuwendende Zeit.      Literatur: Hafermalz, O., Schriftliche Befragung. Möglichkeiten und Grenzen, Wiesbaden 1976. Roth, E., Sozialwissenschaftliche Methoden, 2. Aufl., München 1987, S. 124 ff.

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