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St. Galler Führungsmodell

umfassendes Führungssystem, das zahlreiche Managementprinzipien in sich vereint und Richtlinien für den gesamten Führungsablauf in einer Unternehmung aufstellt. Das St. Galler Management-Modell wurde Anfang der 70er Jahre von Hans Ulrich und W Krieg an der Hochschule St. Gallen entwickelt und folgt dem systemorientierten Ansatz der betriebswirtschaftlichen Führungslehre. Hierbei wird unter Führung die zielorientierte Steuerung der Unternehmung im Sinne eines komplexen, offenen und dynamischen Systems verstanden, welche die Elemente Planung und Kontrolle, Organisation und Mitarbeiterführung beinhaltet. Aufgrund des Regelkreischarakters der systembezogenen Informationsverarbeitung wird dieser Modellansatz auch als kybernetische Perspektive bezeichnet. Das St. Galler Management-Modell nach Ulrich/Krieg besteht aus drei Teilmodellen: (1) Das Unternehmensmodell befasst sich mit den Dimensionen Umwelt, Märkte, Funktionsbereiche, Gestaltungsebenen und den repetitiven und innovativen Aufgaben. Ausgehend von der Unternehmensphilosophie sollen unter Berücksichtigung der situativen Rahmenbedingungen Zielvorstellungen formuliert und geeignete Massnahmen zur Zielerreichung gefunden sowie die Effizienz dieser Massnahmen kontrolliert werden. (2)     Das Führungsmodell besteht aus einer mehrdimensionalen Verknüpfung verschiedener Führungsstufen, Führungsphasen und Führungsfunktionen. (3)     Das Organisationsmodell baut auf einer Integration der verschiedenen Dimensionen von Unternehmensmodell und Führungsmodell auf. Im Mittelpunkt steht hier die Unternehmenspolitik, die sich im wesentlichen aus den Komponenten Unternehmensleitbild, Unternehmenskonzept und Führungskonzept konstituiert. Die Realisierung der Integration dieser drei Teilmodelle stellt einen evolutiven Entwicklungsprozess dar; wobei im Sinne der dynamisch-kybernetischen Perspektive ein Fliessgleichgewicht zwischen Unternehmung und Umwelt angestrebt wird. Im Laufe der 80er Jahre wurde aufgrund einer Verlagerung der Problemsicht in der Managementlehre sowie der zunehmenden Komplexität betriebswirtschaftlicher Sachverhalte und der steigenden Umweltdynamik eine Revision des ursprünglichen Modells notwendig. Knut Bleicher und Cuno Pümpin/ Jürgen Prange entwickelten daraufhin das neue St. Galler Management-Konzept, das auf dem Ganzheitsdenken basiert und ein integratives Management an Stelle von isolierten Insellösungen anstrebt. Der ursprüngliche Kerngedanke der Gestaltung und Lenkung des Systems Unternehmung wird nunmehr um den Aspekt der dynamischen Systementwicklung ergänzt. Die ex ante-Integration soll die ex post-Koordination ersetzen. Auch der neue Modellansatz enthält eine Strukturierung der vielfältigen Ansatzpunkte der Managementlehre und soll eine situationsbezogene Problemerkenntnis mit praktischen Handlungsempfehlungen verbinden, wobei jedoch der dynamische Aspekt der Unternehmensentwicklung im Mittelpunkt steht. Das neue St. Galler Management-Konzept bezieht sich auf die folgenden drei Dimensionen des Management: (1)     Das normative Management richtet sich auf die Festlegung der generellen Unternehmensziele und lässt sich in die Bereiche Unternehmungsverfassung, Unternehmungspolitik und Unternehmungskultur unterteilen. (2)     Das strategische Management umfasst die Gestaltung und Nutzung von Erfolgspotentialen. Elemente des strategischen Managements sind die Organisationsstrukturen und Managementsysteme, die aus der Unternehmungspolitik abgeleiteten Programme und das Problemverhalten. (3)     Das operative Management beinhaltet die praktische Umsetzung der ersten beiden Di- mensionen und befasst sich mit Organisationsprozessen und Dispositionssystemen, mit den aus Führungsprogrammen abgeleiteten konkreten Aufträgen und dem Leistungs- und Kooperationsverhalten. Zwischen allen drei Dimensionen bestehen vielfältige Vor- und Rückkopplungsprozesse, die ein System vernetzter Beziehungen bilden und eine vertikale Integration über alle Dimensionen hinweg notwendig erscheinen lässt. Normatives und strategisches Management haben eine Gestaltungsfunktion hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Unternehmensführung. Demgegenüber ist das operative Management für den Vollzug des situativ bedingten Führungsgeschehens im Sinne einer Lenkungsfunktion verantwortlich. Die horizontale Integration geschieht im Hinblick auf einen gestaltenden und lenkenden Einfluss auf die Unternehmensentwicklung innerhalb jeder der drei Dimensionen durch die Verknüpfung von strukturellem Führungshandeln, den direkten Führungsaktivitäten und dem Führungsverhalten. Letztendlich sollen die unterschiedlichen Führungsprobleme in den einzelnen Phasen der Unternehmensentwicklung durch eine Gesamtintegration im Rahmen einer adäquaten Führungsphilosophie gelöst werden, die sich wiederum aus einer umfassenden Unternehmensphilosophie herleitet. Die überwiegend normative und strategisch geprägte Sichtweise des neuen Modells resultiert aus der Kritik an den verengten Perspektiven, dem Mangel an ganzheitlichem Denken und der einseitigen Ausrichtung an materialistisch-utilitaristischen Zielgrössen herkömmlicher Führungskonzepte. Das St. Galler Management-Konzept soll die institutionalisierte Kurzfristigkeit des Denkens von Führungskräften durchbrechen und ganzheitliche Problemlösungen aus vernetzten Beziehungszusammenhängen entwickeln, indem es eine Verhaltensreduktion auf bestimmte akzeptable Verhaltensmuster ermöglicht. Diese werden anhand bestimmter idealtypischer Kombinationen der beiden Integrationsrichtungen in Form einer Matrix determiniert, die sich aus logisch abgrenzbaren Problemfeldern der Führung, den sog. Modulen, und den Managementdimensionen zusammensetzt. Dabei wird sowohl auf horizontaler als auch auf vertikaler Ebene ein "Fit", d. h. eine Harmonisation zwischen den Dimensionen, angestrebt. Die so geschaffenen Matrixfelder bilden die Basis für eine Zuordnung auf verschiedene Phasen der Unternehmensentwicklung. Im St. Galler Management-Konzept wird das bisher für Branchen, Produkte etc. entwickelte Lebenszykluskonzept auch auf die Unternehmung als Ganzes übertragen, so dass vier idealtypische Unternehmenskonfigurationen entstehen (Pionier-, Wachstums-, Reife- und Wende-Unternehmen), für die allgemeine Handlungsempfehlungen bezüglich ihrer speziellen Führungsproblematik abgeleitet werden können. Die Bereiche der Organisationsentwicklung und einer eigenständigen Führungskräfteentwicklung werden jedoch nicht explizit berücksichtigt.              Literatur: Bleicher, K., Das Konzept Integriertes Management. St. Galler Management-Konzept, Bd. 1, Frankfurt a. M., New York 1991. Pümpin, C./Prange, J., Management der Unternehmensentwicklung, St. Galler Management-Konzept, Bd. 2, Frankfurt a. M., New York 1991. Ulrich, H./Krieg, W., St. Galler Management-Modell, 3. Aufl., Bern 1974.

Prinzip des Management by systems und damit der Systemtheorie, das Anfang der siebziger Jahre von Hans Ulrich und dessen Schülern in St. Gallen entwickelt wurde. Dieses Modell soll nach den Vorstellungen von Hans Ulrich Personal- und Unternehmensführungsaspekte integrieren, einen klaren und einheitlichen, aus der Systemtheorie abgeleiteten Begriffsapparat zur Verfügung stellen und in der Praxis leicht implementierbar sein. Tatsächlich liefert es einen systemtheoretisch geprägten und im Modell konsistent verwendeten Begriffsapparat.

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