Empfehlungen
A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z  
  Home Top 10 Fachbereiche News Hilfe & FAQ
 

Taler

Nachdem zuvor die deutschen Silbermünzen wie Groschen, Kreuzer oder Schilling erheblich an Wert eingebüßt hatten, entstand zum Ende des 15. Jahrhunderts in den deutschen Landen das Bedürfnis nach einer neuen, wertmäßig der Goldwährung gleich oder ähnlich gestellten Silbermünze. Herzog Sigismund von Tirol, genannt der Münzreiche, ließ daher 1484 in Hall bei Innsbruck eine dementsprechende Münze prägen. Ihr Name: Guldengroschen. Das bedeutet Groschen zum Wert von einem Gulden. Die Prägung des Guldengroschen gilt als Beginn des Talerzeitalters.

Seinen Namen Taler verdankt die große Silbermünze den Prägungen des Grafen Schlick. Dieser böhmische Landadlige stellte zwischen 1518 und 1546 in der Kleinstadt Joachimstal südlich des Erzgebirges eine Münze her, die auch Löwengroschen genannt wurde, weil das Münzbild das Wappentier Böhmens enthielt. Nach dem Ort Joachimstal prägte sich dann die Bezeichnung Taler ein.

Der Taler sollte sich in der Folgezeit über ganz Europa verbreiten, auch wenn er natürlich nicht überall Taler hieß. 1534 führte Gustav I. Vasa (1523 bis 1560) den ersten schwedischen Taler ein, der auch in Finnland umlief, so lange es zum schwedischen Königreich gehörte. Auch in Dänemark ist der Silbergulden (S0lvgylden) in Umlauf und später Rigsdaler genannt worden; es gab den Rigsbankdaler im 19. Jahrhundert sogar als Banknote der Dänisch Königlichen Bank. Sowohl in Dänemark als auch in Schweden - und Norwegen, das erst den Dänen, dann den Schweden gehörte - erhielt sich der Taler bis zur Nordischen Münzunion (1874). In den Niederlanden ist noch heute Rijksdaalder (Reichstaler) als die Bezeichnung für eine Guldenmünze (2 Vz fl) gebräuchlich. In Frankreich waren lange Zeit die spanischen Großsilbermünzen gebräuchlich, bis man 1640 einen eigenen Taler prägte, den »ecu«, abgeleitet von dem lateinischen »scutum« für Schild. Als Scudo, ebenfalls Schild, kannte man den Taler in Italien, ebenso als Tallaro, Piastra oder Ducatone. Und auch England hatte seinen Taler: die Krone oder Crown, ein Stück zu fünf Schilling.

In seinem Buch »Auf Heller und Pfennig« schreibt Herbert Rittmann (Hervorhebung von ihm): »Zum wichtigsten Talerland der Weltmünzgeschichte jedoch wurde Spanien. Dieses Land fand sich nach der Entdeckung Amerikas im Besitz gigantischer Silbervorkommen ... Aufgrund der Münzordnung des Königspaars Ferdinand und Isabella von 1497 war der >Real< (>KönigsmünzePeso< oder >Piaster< wurde zum Vorbild des nordamerikanischen Dollars und zur wichtigsten Weltmünze. Er beherrschte den Mittelmeerraum, wurde zum hauptsächlichen Prägematerial aller europäischen Münzstätten und im 19. Jahrhundert als >mexikanischer Piaster< zur Währungsmünze aller ost- und südostasiatischen Länder ... Seine Namen >Peso< (von lat. pensum, das Gewogene, Gewicht), >Piaster< (von lat. emplastrum, Pflaster) wurden erwähnt; >Piaster< und >Rial< sind bis heute orientalische Münzbezeichnungen.«

Das Wort Dollar ist übrigens eine Verballhornung des Wortes Taler. Die heutige portugiesische Währung Escudo geht ebenfalls auf das lateinische Wort für Schild, also auf »scutum« zurück (wie ecu und Scudo).

Im Jahre 1750 erhält der preußische Generalmünzmeister Johann Philipp Graumann vom König den Auftrag, das Münzsystem im Herrschaftsbereich Friedrichs des Großen zu reformieren. Als Münzfuß für Preußen wird der Graumannsche Fuß eingeführt. Nach dieser Norm werden vierzehn neue Taler aus der Kölnischen Mark zu 234 Gramm Feinsilber geprägt. Entsprechend den Vorstellungen Friedrichs II., auch in Währungsfragen eine preußische Dominanz durchzusetzen, wird dieser Taler zum Reichstaler erklärt. Er zählt zu 24 Groschen und jeder Groschen wiederum zu 12 Pfennige. Der Graumannsche Münzfuß wird im 19. Jahrhundert der entscheidende Münzfuß Deutschlands. Ansonsten jedoch erfüllen sich die Hoffnungen, die der preußische König in die Reform gesetzt hat, nicht. Da Brandenburg selbst nicht über Silbervorkommen verfügte, wurde J. P. Graumann angehalten, Silber außerhalb Preußens zu beschaffen. Dies gelang ihm nicht. Die Gewinne, die sich Friedrich der Große von seiner Reform und dem Reichstaler versprochen hatte, traten nicht ein. Der Vierzehntalerfuß jedoch prägte das preußische Geldwesen eine lange Zeit.

Mit den Friedensabkommen von Utrecht und Rastatt (1713/14) hatte Spanien die spanischen Niederlande (in etwa das heutige Belgien) an Österreich abtreten müssen. Nach einer Münzreform führten die Österreicher 1755 dort eine neue Währung ein, die in Brüssel und Antwerpen geprägt wurde: den Kronentaler. Diese Silbermünze der österreichischen Niederlande verbreitete sich rasant auch im Westen und Süden Deutschlands und verdrängte dort bald die anderen Münzen, so daß er die Hauptmünze wurde. Daß sich der Kronentaler in der Folgezeit bis in die 30er Jahre der 19. Jahrhunderts immer mehr verschlechterte, muß bei den herrschenden deutschen Verhältnissen nicht besonders erwähnt werden. Am 30. September 1821 tritt mit dem Gesetz über die Münzverfassung der Preußischen Staaten die preußische Münzreform in Kraft. Der Reichtstaler heißt von nun an preußischer Taler, und während der Graumannsche Vierzehntalerfuß erhalten bleibt, ändert man die Münzteilung: Der preußische Taler besteht aus 30 Silbergroschen, der Groschen rechnet zu 12 Pfennig. Preußen, das wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Bedeutung im Deutschen Bund und im Deutschen Zollverein (Geldgeschichte IV) dominierte, setzte 1839 gegen den entschiedenen Widerstand von Bayern, Württemberg und Frankfurt den sogenannten Vereinstaler als bundesweite Währung durch. Seine Bedeutung war jedoch eher symbolischer Natur. Nach dem Wiener Münzvertrag vom 24. Januar 1857 setzte sich in den deutschen Ländern des Zollvereins und auch in Österreich der preußische Taler endgültig durch. Wegen seiner Größe und seiner geringen Eignung für Handelsgeschäfte nannte man den Vereinstaler übrigens in der Umgangssprache auch Champagnertaler.

vom 15. bis 19. Jh. führende deutsche Silbermünze; seit 1750 14 Taler = 1 kölnische Mark (,Graumannscher Talerfuss\'). Mit Einführung des Zollpfundes gilt ab 1857: 1 Pfund (= 500 g) = 30 Taler = 521/2 Gulden (fl). Im Wert von 1 Taler = 3 Goldmark verschwindet nach 1873 der Taler bis 1907 aus dem Verkehr (Mark, —Pfund).

Vorhergehender Fachbegriff: Tale-Quale-Clause | Nächster Fachbegriff: Talisman-Abrechnungssystem



  Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken

   
 
 

   Weitere Begriffe : UMTS | Schachtelprivileg, nationales | Amortizing Swap

   Praxisnahe Definitionen

Nutzen Sie die jeweilige Begriffserklärung bei Ihrer täglichen Arbeit. Jede Definition ist wesentlich umfangreicher angelegt als in einem gewöhnlichen Glossar.

  Marketing

  Definition

  Konditionenpolitik

   Fachbegriffe der Volkswirtschaft

Die Volkswirtschaftslehre stellt einen Grossteil der Fachtermini vor, die Sie in diesem Lexikon finden werden. Viele Begriffe aus der Finanzwelt stehen im Schnittbereich von Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre.

  Investitionsrechnungen

  Marktversagen

  Umsatzsteuer

   Beliebte Artikel

Bestimmte Erklärungen und Begriffsdefinitionen erfreuen sich bei unseren Lesern ganz besonderer Beliebtheit. Diese werden mehrmals pro Jahr aktualisiert.

  Cash Flow

  Bausparen

  Fremdwährungskonto


     © 2023-2024 Wirtschaftslexikon24.com       All rights reserved.      Home  |  Datenschutzbestimmungen  |  Impressum  |  Rechtliche Hinweise
Aktuelles Wirtschaftslexikon