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Marktzinsmethode

Die Marktzinsmethode mißt den Erfolg der Kreditinstitute im Wertbereich. Es wird die Existenz eines vollkommenen Kapitalmarkts unterstellt, d.h., für jedes einzelne Kundengeschäft existiert eine alternative Anlage- bzw. Refinanzierungsmöglichkeit am Geld- und Kapitalmarkt. Dies ermöglicht die Separation von Entscheidungen über Investitionen in Form von Kreditvergaben und die Refinanzierung durch das Einlagengeschäft. Der gesamte Erlös eines Kreditinstituts aus den zinstragenden Geschäften wird in zwei Gruppen zerlegt: in den Konditionsbeitrag und in den Strukturbeitrag.

Verfahren der Kosten- und Leistungsrechnung der Banken, um den Werterlös einzelner zinsabhängiger Geschäfte kalkulieren zu können. Den jeweiligen Positionen des Aktivgeschäftes, wie den Krediten, wird der am Geld- und Kapitalmarkt zu zahlende Refinanzierungszins gegenübergestellt. Auf der anderen Seite werden den jeweiligen Positionen der Passivseite, also hauptsächlich den Einlagen, die am Markt erzielbaren Erlöse für eine Geld- und Kapitalanlage gegenübergestellt. In einem Zeitvergleich kann so geprüft werden, inwieweit die erzielte Gesamtzinsspanne auf die Margen und inwieweit auf eine Fristentransformation zurückzuführen ist.

Wertleistungsrechnung nach der Marktzinsmethode. Kalkulationsmethode im externen Leistungsbereich einer Bank, die jedes Bankgeschäft als isolierten Erfolgsfaktor betrachtet. Ausgangsbasis dabei ist das Opportunitätsprinzip. Danach besteht der Nutzen eines Bankgeschäfts darin, ein Mehr gegenüber einem anderen (alternativen) vergleichbaren Geschäft zu verdienen. Als Massstäbe für derartige Alternativgeschäfte dienen an den Geld- und Kapitalmärkten gegebene Bedingungen. Die so erzielten Erfolgsbeiträge werden als Konditionenbeiträge bez. Als Ergebnis der Fristentransformation einer Bank entsteht zudem ein Strukturbeitrag (Margenkalkulation). Die Marktzinsmethode erfordert grunds. hohen Datenerfassungs- und -verarbeitungsauf-wand bei Implementierung und Pflege des Systems. So ist z.B. bei Festzinsgeschäften des Altgeschäfts traditionell die nachträgliche Feststellung des Opportunitätszinses zum Zeitpunkt der Festzinsvereinbarung erforderlich. Unabhängig von der Verzinsungsart des Geschäfts wird die Vergleichbarkeit von Kunden- und Geld- bzw. Kapitalmarktgeschäft problematisiert. So werden Qualitätsunterschiede in der Mindestreservebelastung, der Beanspruchung des Liquiditätsgrundsatzes, dem Risikogehalt (z. B. Bonitäts-, Kurs-, Abschreibungsrisiken), dem unterschiedlichen Disponibilitätsgrad beim Kunden- und Eigengeschäft sowie den ausgelösten Zahlungsströmen gesehen. Im zinsvariablen Geschäft muss die Vergleichbarkeit eines fest mit einem variabel verzinslichen Geschäft wegen der konträren Konditionendisponibilität in Frage gestellt werden. Die Zinsbindungsdauer und das Ausmass der Zinsänderung liegen unter Berücksichtigung der etwaigen Folgen (Umschichtungs-, Bonitätsrisiken im Altgeschäft, Kundenverlustrisiko) grunds. im Ermessen der Bank. Die Zinsbindungsfrist im zinsvariablen Geschäft ist also grunds. eine beeinflussbare Grösse. Der Versuch, diese Grösse anhand von Erfahrungssätzen abzuleiten bzw. für die Zukunft zu prognostizieren, würde der Annahme einer gleichartigen Konditionenpolitik bzw. einer Selbstbeschränkung in der Konditionenpolitik einer Bank gleichkommen. Ferner ist auch die mittlere Verweildauer einer zinsvariablen Position ohne fest determinierten Ablauf von Steuerungsmassnahmen der Zentrale, z. B. durch selbstinduzierte Umschichtungen, abhängig. Unter diesen Gesichtspunkten wird ebenso die Erfolgsermittlung auf der Grundlage des Opportunitätszinsansatzes durch das Bilanzstrukturmanagement direkt beeinflusst, was bereits bei den traditionellen Verrechnungszinssystemen kritisiert wird. Alles in Allem ist das Verfahren in seiner fortentwickelten Form eine Konzeption, die für praktische Anwendungszwecke mit der behaupteten Präzision in der theoretisch weit fortgetriebenen Form nicht geeignet ist. Daher legen Banken in der Praxis bestimmte Grundlagen dieses Verfahrens, ansonsten weiterhin weitgehend die traditionellen Methoden der Teilzinsspannenrechnung zu Grunde, so mängelbehaftet diese auch von theoretischer Seite her gesehen werden.

Um in einem Bankbetrieb zu ermitteln, welche Produkte, Kunden und Geschäftsstellen Erträge und welche Verluste erbringen, ist es fast immer erforderlich, auch Teile des Zinsüberschusses der Bank zuzuordnen. Traditionell bedient man sich dabei der Verknüpfung von Bilanzaktiva und Bilanzpassiva, um für bestimmte Aktiva "ihre" Geldbeschaffungskosten und für bestimmte Passiva "ihre" Anlageerlöse zu ermitteln (Schichtenbilanz). Aus der Kritik an dieser letztlich willkürlichen Verknüpfung hat sich in den achtziger Jahren als Alternative die Marktzinsmethode entwik- kelt, bei der man - nach dem Opportunitätsprinzip - statt dessen jede Seite für sich sieht und den Zinsertrag aus einer Kreditvergabe anhand des Zinsertrages einer vergleichbaren Anlage am Geld- und Kapitalmarkt beurteilt, den Zinsaufwand für die Hereinnahme einer Einlage anhand des Zinsaufwandes für eine vergleichbare Refinanzierung am Markt. Als vergleichbar wird dabei eine Finanzierung bzw. Refinanzierung gleicher Laufzeit angesehen.   Literatur: Banken, R., Die Marktzinsmethode als Instrument der pretialen Lenkung in Kreditinstituten, Frankfurt a. M. 1987.

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