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Abhängigkeitstheorie

Sammelbegriff für einige nicht einheitliche Entwicklungstheorien, welche überwiegend die Rückständigkeit eines listische) Entwicklung des anderen Teils, besonders seit der Kolonialzeit, zurückführen und umgekehrt (Andre G. FRANK). Die heutige Situation ist nach dieser Theorie dadurch gekennzeichnet, dass sich ein Abhängigkeitsverhältnis der Entwicklungsländer von den Industrieländern auf ökonomischer, technologischer, politischer, militärischer, kommunikativer und kultureller Ebene etabliert hat. Unter dieser Abhängigkeit kann eine Entwicklung in den armen Ländern (»Peripherie«) nicht mehr autonom vollzogen werden, sondern sich nur als Reflex auf Aktionen der Industrieländer (»Zentrum«) ergeben. Die Unterwerfung der Entwicklungsländer unter die Mechanismen des Weltmarktes und das Zentrum-Peripherie-Verhältnis erleichtert die »Penetration« der Entwicklungsländer mit ausländischem Kapital und führt so zu einem - Dualismus von ökonomischer und politischer Macht auch im Inneren der Entwicklungsländer. Dies kann bis zum internen Kolonialismus gehen, in dem das »Zentrum der Peripherie« die »Peripherie der Peripherie« ausbeutet (Johan GALTUNG) und die nationalen Gesellschaften vollständig desintegriert und große Teile der Bevölkerung »marginalisiert« werden. Für die Abhängigkeit werden hauptsächlich folgende Faktoren verantwortlich gemacht: Die Direktinvestitionen multinationaler Unternehmen würden zu überhöhten Gewinnen und Devisenabflüssen, zur Implantation von Technologien mit ineffizienten Faktorproportionen und zur Stützung von Regimen führen, die auf die ökonomischen Bedürfnisse und die politische Partizipation der Bevölkerung keine Rücksicht nehmen. Multinationale Unternehmen werden als wesentlicher Bestandteil des »Steuerwiderstands« angesehen, der überwunden werden muß, um Infrastruktursysteme im Bereich Gesundheit, Bildung, Verkehr, Kommunikation, Innovation und öffentliche Verwaltung aufbauen zu können (Stephen H. HYMER, Constantine VAITSOS). Paul A. BARAN rechnet auch die reichen Bürger der Entstand«. In der Sichtweise von Celso FURTADO haben die multinationalen Unternehmen durch ihre Innovationen Monopolgewinne, aufgrund derer sie ihren Entwicklungsvorsprung erhalten können, weil potentielle Konkurrenten aus Entwicklungsländern auf eine teurere Fremdfinanzierung angewiesen und wegen geringerer Erfahrung im innovativen Bereich weniger produktiv sind (dynamisch steigende Skalenerträge). Da diese innovativen Güter einen großen Teil des internationalen Handels ausmachen, wird dieser zum Vorteil der Heimatländer der multinationalen Unternehmen gestaltet. HYMERs Theorie besagt, dass es für multinationale Unternehmen gewinnmaximal ist, die Standorte ihrer Abteilungen so zu wählen, dass die Abteilungen mit den niedrigsten Gehältern in den Regionen mit den geringsten Einkommen angesiedelt werden: Produktionsabteilungen in die Peripherie der Dritten Welt, weil dort die Löhne am niedrigsten sind, nationales Management in die nationalen Hauptstädte wegen der Nähe zu Administration und Politik und die Konzernleitungen in die Nähe der internationalen Finanzplätze, mit den wichtigsten Regierungen und Medien. So verstärken die multinationalen Unternehmungen die regionalen Ungleichheiten. Die Außenhandelsbeziehungen seien bestimmt durch die Übertragung von Konsummustern der Industrieländer (Demonstationseffekt), die die Entwicklung hemmen, durch die Abwanderung der am besten ausgebildeten Arbeitskräfte in die reichen Länder (brain drain) und durch die sich ständig verschlechternden terms of trade wegen geringer Wachstumsraten der Exportnachfrage, aus deren Erlösen die Kapitalgtiterimporte bezahlt werden müssen (PREBISCH-These). Die Spezialisierung der Produktion auf Luxuskonsumgüter und die geringe Größe der Massenkonsum- und Investitionsgüterindustrie wurde auch von Samir AMIN als zentraler Ausdruck der Unterentwicklung angesehen. Teotonio DOS SANTOS sieht hierin die Ursache von konjunkturel   Die ökonomische Kritik an der Abhängigkeitstheorie richtet sich zunächst gegen die implizite oder explizite Behauptung, die internationalen Wirtschaftsbeziehungen seien ein Nullsummenspiel, bei dem ein Land nur auf Kosten des anderen gewinnen kann. Darüber hinaus lassen sich die behaupteten (R.M. MARINI) ungünstigen Auswirkungen ungleicher - Technologien auf die Entwicklungsländer auch aus Modellen zum Außenhandelsgewinn ableiten. Im Rahmen solcher Modelle zeigt sich allerdings auch, dass aus dem Bestehen von »ungünstigen Auswirkungen des Welthandels« noch nicht gefolgert werden kann, dass die Entwicklungsländer sich kurz- oder langfristig ohne Außenhandel besser stellen würden als mit Außenhandel, sondern nur, dass die internationalen Wirtschaftsbeziehungen durch veränderte Bedingungen für die Entwicklungsländer vorteilhafter gestaltet werden könnten und ein Faktorpreisausgleich selbst bei Faktorbewegungen (ohne Mobilität des Faktors Arbeit; - Faktorpreisausgleichstheorem) nicht unbedingt auftritt (Elhanan HELPMAN, 1984). Technologische Entwicklungsvorsprünge und regional unausgewogene Entwicklung sind Themen der neuen - Wachstumstheorie und der - neuen ökonomischen Geographie. Literatur: Griffin, K., Gurley, J. (1985). Palma, G., (1978). Senghaas, D. (1972, 1974)

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