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Steinkohlenwirtschaft

Teilbereich der -Energiewirtschaft, der sich mit Steinkohlenförderung, -export und -import sowie mit der Umwandlung von Steinkohle in Steinkohlenprodukte, vor allem Koks und Briketts und der Verwertung der hierbei anfallenden Nebenprodukte wie Kokereigas, Benzol oder Teer befasst. Auch der Verkauf von Steinkohle und Steinkohlenprodukten aus deutscher Förderung ist zentral bei den Fördergesellschaften angesiedelt. Die Bedeutung der Steinkohle, welche die Energiebasis für den Industrialisierungsprozess schlechthin darstellte, ist seit dem Zweiten Weltkrieg drastisch gesunken. Noch im Jahre 1950 entfielen rd. 75% des gesamten. deutschen Primärenergieverbrauchs auf diesen Energieträger, drei Jahrzehnte später trotz Ölkrise nur noch rd. 20%. In der BRD-Energiebilanz insgesamt rangiert die Steinkohle 1991 nur noch auf Platz 4. Die Ursache hierfür ist in dem Vordringen des Öls und später auch des Naturgases sowie der Kernenergie zu sehen, mit denen die Steinkohle im Wettbewerb nicht zu konkurrieren vermochte, sowie nach dem Einigungsprozess die nach wie vor dominante Position der Braunkohle in den neuen Bundesländern. Nach der zweiten Ölkrise (1978-1980) hatte sich die Wettbewerbsfähigkeit der Steinkohle auf einer Reihe von Märkten wieder verbessert (Kraftwerke, Industrie). Dies gilt aber nur für die Importkohle. Die inländische Steinkohlenförderung, die auf — auch im Weltmassstab — beträchtliche Vorkommen zurückgreifen kann, weist gegenüber der Importkohle gravierende Kostennachteile auf (Relation derzeit 3 : 1), die im wesentlichen auf die relativ ungünstigen geologischen Bedingungen (Tiefbau, relativ geringe Flötzmächtigkeit, grosse Teufe) und die hohen Arbeitskosten zurückzuführen sind, die auch durch einen im internationalen Vergleich hohen technischen Standard nicht kompensiert werden können. Aus energie- und sozialpolitischen Gründen geniesst die deutsche Steinkohle allerdings inzwischen seit einem Dritteljahrhundert einen beträchtlichen staatlichen Flankenschutz, der von Importrestriktionen über Belastungen der Konkurrenzenergien und Entlastungen der Kohle (Subventionen und Steuererleichterungen belaufen sich derzeit einschliesslich indirekter Vergünstigungen auf über 13 Mrd. DM) bis zu Verwendungsverboten für Kohlesubstitute reicht (.—÷ Kohlepfennig). Damit ist es gelungen, eine noch stärkere Verdrängung der deutschen Kohle zu verhindern und die mit dem notwendigen Konzentrations- und Abbauprozess verbundenen Friktionsverluste zu lindern. Die Preisbildung für Steinkohle ist im wesentlichen darauf abgestellt, dem deutschen Steinkohlenbergbau seine Kosten zu ersetzen. Dies führt dazu, dass der Elektrizitätsverbraucher über das Wettbewerbsniveau hinaus mit den beträchtlichen Kosten des Einsatzes deutscher Steinkohle belastet wird; auch beim Absatz an die inländische Stahlindustrie erhält der Bergbau kostendeckende Preise, wobei die Stahlindustrie wiederum durch die Kokskohlenbeihilfe der öffentlichen Hand entlastet wird. 1981 ist der deutsche Steinkohlenmarkt teilweise liberalisiert worden; den wichtigsten Kohleverbrauchern wurden im Zeitablauf zunehmende Importmöglichkeiten eröffnet. De facto blieben die Importe — auch wenn hier seit Ende der 80er Jahre eine deutliche Belebung zu verzeichnen ist — bislang jedoch relativ begrenzt, weil deren Ausschöpfung eine Reihe von Restriktionen entgegensteht. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang, dass sich die deutsche —÷ Elektrizitätswirtschaft als Vorbedingung für die Öffnung des Kohlenmarktes verpflichten musste, eine im Zeitablauf nochmals um ein Drittel zunehmende Menge deutscher Steinkohle zu verstromen, und ein Mehreinsatz von Importkohle an Aufkommen und Verwendung von Steinkohle in der Bundesrepublik 1 Alte und neue Bundesländer Quelle: BMWI, Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1985 sowie Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. 1972 1982 1984 1991 19921 Aufkommen                                         104 100 97 81,1 84,3 ·    Förderung           103        89                        79 67,6 67,6 ·    Einfuhr                      9        12              9             13,5 16,7 ·    (Kokereien)                     (45) (35) (28) ·    Kraftwerke incl. Wärme-         36          43       46 49                   49,5 abgabe ·    Stahlindustrie 23              22       19 20                   20,7 ·    Hausbrand            12            3               2 ·    Sonstige                10            7               9  6,9               9,1 (+ davon sonst. (4)      (5)            (6) Ind.) ·    Inlandsabsatz 80              75            76 ·    Ausfuhr                  24          15          19                  6,5 6,5 Primärenergie- verbrauch                                    83,4 76,8 79,5 75,8 79,3 Steinkohle einen zunächst sogar überproportionalen Verbrauch inländischer Kohle gebunden war. Im industriellen Verbrauchssektor war der Nachweis zu führen, dass Öl und Gas durch Importkohle verdrängt werden. Damit dürfte auch zunächst noch die Steinkohlenwirtschaft in der Bundesrepublik im wesentlichen durch den deutschen Steinkohlenbergbau bestimmt bleiben. Die deutsche Steinkohlenförderung (vier Reviere: Ruhr, Saar, Aachener Raum, Niedersachsen mit insgesamt sechs Gesellschaften) wird hierbei in hohem Masse durch die 1968 geschaffene Ruhrkohle AG dominiert (über 70% Förderanteil), welche auch über einen grossen Teil der Kokereikapazität verfügt. Im Zuge des derzeit laufenden Anpassungsprogramms wird die Förderung erneut stark sinken, das Aachener Revier wird völlig aufgegeben. Z. Z. ist bereits eine Rückführung der Förderung bis zum Jahre 2000 (von 1991 rd. 70 Mio t) auf nur noch 50 Mio t beschlossen. Unter den Kapitaleignern der Ruhrkohle hat sich inzwischen eine Mehrheit von Elektrizitätsversorgungsunternehmen       durchgesetzt. Die Elektrizitätswirtschaft ist schon heute der bedeutendste Kohleabnehmer (zwei Drittel) und hat die Kokereien (ein Viertel) inzwischen deutlich übertroffen; auf beide Absatzbereiche entfallen heute fast 90% (vgl. Tab.). Der Haushaltsbrandabsatz ist nahezu zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft.

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