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Kommunikationswirkungen

werden unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert. Zum einen kann es um die Feststellung gehen, inwieweit mit Hilfe der Kommunikation die Funktionen ( Kommunikationsfunktion) innerhalb von Organisationen (organisationale Kommunikation) wie z.B. Koordination und soziale Integration besser erfüllt werden. Zum anderen wird unter diesem Stichwort erörtert, wie sich die neuen Techniken der Telekommunikation ( Kommunikationstechniken) auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Gefüge auswirken. Dabei geht es im wesentlichen um fünf Wirkungsrichtungen: (1)  Rationalisierung: Vor allem im Bereich der geschäftlichen Kommunikation gilt es zu klären, wie eine neue Kommunikationstechnik das bisherige Gefüge von Kommunikationskosten und -leistungen verändert. Während die Kommunikationskosten eines neuen Telekommunikationssystems i. d. R. relativ gut zu erfassen sind, ist dies für die Kommunikationsleistung nur eingeschränkt möglich. Tendenziell lässt sich feststellen, dass neue Kommunikationstechniken die Kosten der Telekommunikation (Investitions- und Betriebskosten) nicht entscheidend verändern (je nach Umfang der Installation können diese Kosten leicht sinken, gleichbleiben oder auch steigen). Jedoch ermöglichen die neuen Techniken sehr viel höhere und z.T. völlig neue Kommunikationsleistungen ( j uertiagungSKa- pazität und -geschwindigkeit von Daten, Text, Sprache und Bild; Dialogfähigkeit; Dokumentationsfähigkeit; Integration mit vor- und nachgelagerten Stufen der Informationsverarbeitung; Entlastungseffekte; Erhöhung der Flexibilität). Insofern ist vor allem leistungsseitig eine erhebliche Rationalisierungswirkung (zunächst als Potential) zu erwarten. Voraussetzung für die Realisation dieser Wirkungen sind in vielen Fällen Änderungen der Aufbauorganisation und besonders der Ablauforganisation ( Reorganisation) sowie das Entstehen ausreichend grosser Kommunikationsnetze, an die die Mehrzahl der relevanten Kommunikationspartner angeschlossen ist. (2)  Veränderung der Arbeitsteilung (Integration): Die im Sinne besserer Leistungserfüllung z.T. extrem durchgeführte Arbeitsteilung ( Taylorismus) kann im Verwaltungsbereich durch die neuen Techniken überwunden werden. Die technische Unterstützung ist in der Lage, die Aufgabenerfüllung von vielen schematischen Tätigkeiten zu entlasten, so z.B. Ablage, wiederholte Dokumenterstellung, bisher aufwendige Korrekturvorgänge. Die informatorische Verkettung der Teilaufgaben führt zu einer Arbeitsanreicherung ( job enrichment) einer Stelle. Damit geht eine Schwerpunktverlagerung in der Organisationspraxis einher: weg von der bisherigen Teilaufgabenorientierung, hin zu einer prozessorientierten bzw. objektorientierten Gesamtbetrachtung. Für die Stelleninhaber werden weniger mechanische (jedoch in einer Übergangszeit: Umgang mit der Tastatur eines Terminals), dafür mehr intellektuelle Fähigkeiten Bedeutung erlangen. Dieses wird zu neuen Qualifikationen führen, die sich z. T. auf den Umgang mit der neuen Kommunikationstechnik, z.T. auf das Verständnis der zu erfüllenden Aufgabe beziehen. Eine immer leistungsfähigere Software ermöglicht zunehmend die automatisierte Erledigung von programmierbaren Aufgaben, d.h. Sachbearbeiter im Verwaltungsbereich werden zunehmend derartige Abläufe überwachen und Sonderfälle selbst bearbeiten. Damit ist ebenfalls mehr Zeit für persönliche Kontakte z.B. mit Kunden gegeben. Ergänzt durch eine in allen Abteilungen zur Verfügung stehende breitere Informationsbasis und einem allgemein zugänglichen Methodenrepertoire kann diese Integrationstendenz gleichzeitig zur qualitativ besseren Aufgabenerfüllung führen. (3)  Dezentralisierung: Techniken der Telekommunikation wecken Hoffnungen auf grössere Dezentralisierung von wirtschaftlicher Aktivität sowohl in räumlicher als auch in organisatorischer Hinsicht. Räumliche Dezentralisierungswirkungen werden erwartet, weil die verbesserten Möglichkeiten des Informationstransports eine Standortunabhängigkeit der Beteiligten eröffnen. Diese müssen sich zum Informationsaustausch nicht mehr so häufig persönlich treffen, sondern können über leistungsfähige elektronische Kommunikationskanäle miteinander Informationen austauschen. Derartige räumliche Dezentralisierungswirkungen werden, sofern die technischen Voraussetzungen in Form einer angemessenen Infrastruktur der Kommunikationsnetze geschaffen sind, vor allem bei solchen wirtschaftlichen Aktivitäten auftreten, die sich durch eine relativ isolierte Bearbeitungsform und gut definierte Informationsbeziehungen zu anderen Aufgabenträgern auszeichnen (z.B. Programmieren, Schreibarbeit, Standardsachbearbeitung). Probleme, die einen komplexeren Informationsaustausch bedingen, bedürfen nach wie vor der räumlichen Nähe der Beteiligten (z.B. Unternehmensführung, Forschung und Entwicklung, Neuproduktplanung, Personalführung). Neben Arbeitsplätzen können mit Hilfe neuer Telekommunikationstechniken auch einzelne Arbeitsgruppen, Abteilungen oder Betriebsteile leichter räumlich getrennt werden. So ist zu beobachten, dass Sachbearbeitungs- zentren, Fertigungsstätten oder Verkaufsbüros von Unternehmungen noch stärker als bisher ihren Standort nach arbeits- oder absatzmarktlichen Gegebenheiten ausrichten können, ohne dass Effizienzverluste aufgrund verschlechterter Informationsverbindungen entstehen müssen. Daraus resultiert eine zunehmende Überregionalisierung und Internationalisierung unternehmerischer Aktivität. Im Vertrieb standardisierter Konsumgüter und Dienstleistungen verschiebt sich der Ort des Verkaufs mit Hilfe neuer Kommunikationstechnik immer stärker in die Wohnungen der Kunden, die z.B. mit Hilfe von  Bildschirmtext Kaufentscheidungen vorbereiten und Abschlüsse tätigen können (sog. home banking, Teleshopping). Im Hinblick auf die organisatorische Dezentralisierung eröffnet die neue Telekommunikation Chancen der Entlastung der Führungsebenen und einer erhöhten Autonomie unterer Hierarchieebenen. Diese können besser und aktueller mit Informationen versorgt werden und insofern selbständiger entscheiden. Andererseits ermöglicht die vernetzte Telekommunikation jedoch auch eine Steigerung der Zentralisation, indem die technischen Systeme zur perfekten Steuerung und Kontrolle organisatorisch entlegener Aufgabenträger benutzt werden. Hier zeigt sich der Optionscharakter neuer Technik: Nicht die Technik an sich erzeugt die erhöhte Dezentra- lisierungs- bzw. Partizipationschance, sondern die von der Aufgabenstellung abhängige Art ihrer Nutzung. (4)  Substitution: Inwieweit neue Kommunikationstechniken zu einer Substitution alter Kommunikationsgewohnheiten durch neue Medien oder zu einer Bereicherung der Kommunikationslandschaft führen, ist eine offene Frage. Während mancherorts befürchtet wird, dass die technischen Medien eine kulturelle Verarmung mit sich bringen (z.B. Zurückdrängen des Buches, des Briefes, der Zeitung; Verringerung unmittelbarer menschlicher Face-to-face-Kommunikation), meinen andere, die Entwicklung der Medien habe in der Geschichte der Menschheit stets die Kultur bereichert (Ergänzung alter durch neue Medien). Ferner wird darauf verwiesen, dass solche Techniken neuartige, bisher unbekannte oder ungenutzte Einsatzmöglichkeiten eröffnen und sich insofern positiv auswirken (z.B. Verbesserung des Bildungsstandes mit Hilfe neuer Medien, Erhöhung der weltweiten Mobilität, Erleichterung der Verständigung). (5)  Generierung: Eng mit dem letzten Aspekt hängen die Erzeugung neuartiger Verhaltensweisen und die Erschliessung bislang unbekannter Möglichkeiten mit Hilfe der neuen Kommunikationstechnik zusammen. Diese Auswirkung ist von erheblicher Bedeutung, wird jedoch häufig bei der Zukunftsbewertung (technology assessment) übersehen. Beispielsweise trägt neue Kommunikationstechnik aufgrund der mit ihr verbundenen Bequemlichkeit, Kostengünstigkeit und Leistungsfähigkeit dazu bei, das Kommunikationsvolumen insgesamt zu steigern und damit auch den Güteraustausch und die Transportaktivitäten zu vermehren. Die Ansprüche an Aktualität, Qualität und Spontaneität der Kontakte und Informationsversorgung können erheblich wachsen. Der innovative Charakter neuer Telekommunikationsformen führt nicht selten dazu, dass neuartige, derzeit noch nicht erkennbare Anwendungen, d.h. über die gewohnten Verfahrensweisen qualitativ hinausgehende Nutzungen entdeckt bzw. gefördert werden, z.B. neue Informationsverteilsysteme, Dezentralisierung von Arbeits- und Lebensformen, Gruppenkommunikation, Entstehen neuartiger Gruppen aufgrund der Möglichkeiten des Informationstransfers sowie neuartige organisatorische und rechtliche Strukturen der Arbeitsteilung aufgrund integrierter Technik. Es sind insb. diese innovativen, im einzelnen kaum prognostizierbaren Zusatzeffekte, die eine Einschätzung der Auswirkungen von Veränderungen im Bereich der Telekommunikation erschweren.           Literatur: Picot, A./Reichwald, R., Bürokommunikation, 3. Aufl., München 1987.

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