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endogenes Wachstum

internes Wachstum    

Wachstum einer Ökonomie durch endogen determinierte Entscheidungen verschiedener Wirtschaftssubjekte, die direkt oder indirekt die Steigerungen der Produktivität beeinflussen. Ohne geeigneten technischen Fortschritt kann es in einer Ökonomie mit beschränkten Primärfaktoren (Arbeit und natürliche Ressourcen) langfristig kein Wachstum geben, weil im Zuge der Kapitalakkumulation die Erträge des Kapitals abnehmen und daher die Kapitalakkumulation zum Erliegen kommt. Unter den verschiedenen Modellen endogenen Wachstums lassen sich fünf Ansätze ausmachen: a) Beschränkte Primärfaktoren sind inessentiell: In diesen Modellen wird das Problem abnehmender Kapitalerträge durch die simple Annahme aus der Welt geschafft, die Produktionsfunktion sei linear homogen in den reproduzierbaren Faktoren. In diesen Modellen vom REBELOTyp (Sergio REBELO, 1991) wird die Wachstumsdynamik durch die Sparpräferenzen bestimmt. Das Problem abnehmender Erträge wird freilich letztlich durch die Annahme vermieden, dass ProduktivitätsSteigerungen ohne Einsatz von beschränkten Primärfaktoren erreicht werden können. b) Produktivitätssteigerungen über »spillovers« privater Investitionen: In der Tradition der klassischen Wachstumsmodelle wird unterstellt, dass es nicht vermehrbare Produktionsfaktoren gibt, die essentiell für die Produktion sind, und dass die Produktionsfunktion haunt homogen in allen Produktionsfaktoren ist, über deren Einsatz die einzelne Unternehmung allein bestimmen kann. Dass es in diesen Modellen, die auf Kenneth J. ARROW (1962) und Paul M. ROMER (1986) zurückgehen, dennoch nicht zu abnehmenden Kapitalerträgen und zur Stagnation kommt, liegt an Spillover-Effekten analog zu ARROWs »learning by doing«. Die Produktivität der privaten Kapitaleinsätze steigt mit dem Volumen des gesamtwirtschaftlich eingesetzten Kapitals. Technisch gesprochen impliziert dies individuell konstante, aber gesellschaftlich zunehmende economies of scale. Dahinter steckt die Idee, dass die Produktivität der eingesetzten Faktoren mit dem bereits insges. in einer Ökonomie getätigten Investitionsvolumen wächst, weil die Erfahrungen, die in diesem Investitionsprozess gemacht wurden, die Produktivität der daran Beteiligten erhöht. c) Steigende Produktivität aufgrund von Investitionen in Humankapital (Humankapitaltheorie): Auch in diesen Modelltypen, die auf Robert E. LUCAS (1988) zurückgehen, sind beschränkte Primärfaktoren essentiell, und die Produktionsfunktion weist konstante Skalenerträge bezüglich der eingesetzten privaten Inputs auf. Abnehmende Kapitalerträge und Stagnation bleiben aus, weil die Effektivität der privaten Inputs durch Investitionen in Humankapital gesteigert werden kann und die Produktivität dieser Investitionen mit dem Niveau des Humankapitals zunimmt. Es kommt zu einer Wachstumsdynamik, weil langfristig ein Teil der Primärfaktoren (Arbeit) zur Produktion von Humankapital herangezogen wird, so dass die Produktivität der anderen Inputs fortlaufend gesteigert werden kann. Die entscheidende Veränderung gegenüber der REBELO-Variante liegt darin, dass der Einsatz beschränkter Primärfaktoren essentiell ist für die Erzielung von Produktivitätssteigerungen, die allerdings externe Effekte durch das Niveau des Humankapitals erfährt. d) Produktivitäts- und Qualitätssteigerungen aufgrund von Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) der Unternehmen: Mittels F&E-Investitionen in horizontale Produktdifferenzierungen konnte Kenneth L. JUDD (1985) qualitative Verbesserungen der Produktion erklären, die zu Wohlfahrtssteigerungen führen. Ähnliche Effekte wurden von Gene M. GROSSMAN und Elhanam HELPMAN (1989) über F&E-Investitionen in vertikale Produktdifferenzierungen begründet. Während die F&E-Investitionen in Produktdifferenzierungen lediglich Wohlfahrtsgewinne generieren, führen F&EInvestitionen in Prozeßinnovationen zu echten Produktivitätssteigerungen und zu Wachstumseffekten. ROMER (1990) zeigte derartige Effekte für ProzeBinnovationen, die auf fortlaufenden horizontalen Differenzierungen der Intermediärgüter basieren. Philippe AGHION/Peter HOWITT (1991) wiesen sie in einem Modell nach, in welchem SCHUMPETERsche Unternehmer mit Hilfe von F&EInvestitionen Prozeßinnovationen über eine vertikale Differenzierung der Intermediärgüter bewerkstelligen. e) Produktivitätssteigerungen aufgrund öffentlicher Investitionen: Im Gegensatz zu den unter b) angesprochenen Modellen wird in diesen Modellen der produktivitätssteigernde Spillover-Effekt auf die privaten Inputs nicht den privaten, sondern den öffentlichen Investitionen zugeschrieben. Ein solcher Effekt wird zum einen der öffentlich bereitgestellten Infrastruktur zugeschrieben (Robert J. BARRO, 1990). Die Infrastruktur erhöht dieser Idee zufolge die Produktivität des privat eingesetzten Kapitals. Ebenfalls einen produktivitätssteigernden Effekt hat öffentliches Kapital, das in der Produktion von Humankapital eingesetzt wird (Thomas ZIESEMER, 1990). Wenn die Produktion des Humankapitals linear homogen in den privaten Inputs und dem öffentlichen Kapital ist, wachsen die Produktivität und das Sozialprodukt mit konstanter Rate. Der entscheidende Fortschritt in der Entwicklung der Theorie endogenen Wachstums besteht darin, dass die Produktivitätssteigerungen endogenisiert und ihre mikroökonomischen und wirtschaftspolitischen Determinanten spezifiziert werden. Literatur: Aghion, Ph., Howitt, P. (1992). Rebelo, S. (1991). Barro, R.J. (1990). Romer, P.M. (1990). Ziesemer, T. (1990). Grossman, G.M., Helpman, E. (1989). Lucas, R.E. Jr. (1988). Romer, P.M. (1986). Judd, K.L. (1985). Arrow, K.J. (1962). Frenkel, M., Hemmer, R. (1999)

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