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Analyse

Untersuchungs- oder Beschreibungsformen und -techniken (wirtschafts-)wissenschaftlicher Probleme innerhalb eines vorgegebenen methodologischen Rahmens. In der - Volkswirtschaftslehre werden vorwiegend fünf (Gegensatz-)Paare solcher Untersuchungsformen unterschieden: a) Total- und Partialanalyse: Werden im Rahmen eines gesamtwirtschaftlichen Modells alle relevanten Fragen behandelt, so spricht man von einer Totalanalyse (Totalmodell). Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Idealisierung. Da jede wirtschaftswissenschaftliche Fragestellung in einen gesellschaftspolitischen Rahmen eingebettet ist und dieser wiederum Teil des umfassenderen physikalischen Geschehens ist, ist eine Totalanalyse im strengen Sinne nicht möglich (Isolationsprinzip). Werden dagegen bewußt und explizit nur Teilaspekte eines (wirtschafts-)wissenschaftlichen Problems behandelt, so liegt eine Partialanalyse vor (z.B. wenn nur ein einzelner Wirtschaftssektor oder Markt Gegenstand der Analyse ist oder wenn z.B. nur der Einkommenseffekt einer Investitionserhöhung, nicht aber deren Kapazitätseffekt untersucht wird). Eine spezielle Form der Partialanalyse liegt vor, wenn im Rahmen eines Modells mit mehreren exogenen Variablen lediglich die Wirkung der Änderung einer Variablen auf die endogenen Variablen untersucht wird, während man die übrigen exogenen Variablen als Parameter betrachtet, also annimmt, dass sie sich gegenüber der Änderung indifferent verhalten (sollen). Diese Isolierung eines Ursache-WirkungsZusammenhangs zwischen einer exogenen und den endogenen Modellvariablen bei Konstanz aller anderen exogenen wird als ceteris-paribus-Annahme, -Bedingung oder -Klausel bezeichnet. b) Mikroökonomische und makroökonomische Analyse: Die Mikroanalyse befaßt sich mit den Wahlhandungen von Entscheidungseinheiten, die in Haushalte und Unternehmen getrennt werden, woraus sich als ihre Schwerpunkte die Haushaltstheorie und die Theorie des Unternehmens ergeben. Haushalte und Unternehmen sind idealtypische Konstrukte und haben wenig Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit. Ihr Verhalten und die für ihre Entscheidungen relevanten Zusammenhänge werden durch mikroökonomische Relationen beschrieben. In der Analyse wird Rationalität der Entscheidungsträger im Sinne der Maximierung einer Zielfunktion unterstellt: Die Nachfragefunktion eines Haushalts wird aus der Maximierung einer - Nutzenfunktion abgeleitet und die - Angebotsfunktion eines Unternehmens aus einer - Produktionsfunktion bei - Gewinnmaximierung. Die mit dem einzelwirtschaftlichen Maximierungsstreben und den - Marktformen erklärte Preisbildung zählt ebenfalls zur mikroökonomischen Analyse. Die Mikroökonomik ist typischer Anwendungsbereich der Partialanalyse sowie der - Marginalanalyse. Die Kritik an der neoklassischen Mikroökonomik richtet sich gegen die Maximierungshypothese, die als empirisch nicht nachprüfbare Leerformel aufgefaßt wird. Außerdem setzen die Modelle stetige und differenzierbare Funktionen voraus und damit unendliche Teilbarkeit der Güter und Produktionsfaktoren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Annahme vollständiger Information der Entscheidungseinheiten. Die neoklassische Mikroökonomik ist nach Ansicht der Kritik auf Entscheidungslogik innerhalb des Modells abgestellt und liefert keine Theorie wirtschaftlichen Verhaltens. Die Makroanalyse befaßt sich mit gesamtwirtschaftlichen Größen, die nach institutionellen Gesichtspunkten als Wirtschaftssektoren (z.B. Haushaltssektor, Unternehmenssektor, Staatssektor) gebildet werden oder als funktionelle Aggregate (z.B. Volkseinkommen, Konsum, Investition). Die Globalgrößen werden durch - Aggregation mikroökonomischer Größen gewonnen, wodurch sich die Analyse auf wenige Variable reduziert. Die Beziehungen zwischen den gesamtwirtschaftlichen Größen werden durch Makrorelationen zum Ausdruck gebracht. Die Makroanalyse ist überwiegend Totalanalyse. Makro- und Mikroanalyse stellen keinen Gegensatz dar, vielmehr sind die Aggregate und deren Veränderungen mikroökonomisch zu erklären. c) Statische und dynamische Analyse: Die statische Analyse bezieht sich auf Zusammenhänge ökonomischer Größen, die entweder unabhängig vom Zeitablauf sind oder nur einem bestimmten Zeitpunkt hvw oinor Parinrte (:ülti olreit haben. Statische Modelle haben die Aufgabe, strukturelle Gegebenheiten des realen Systems nachzubilden. Sie besitzen den Vorzug verhältnismäßig einfacher Datenbeschaffung und leichter Handhabung. Die dynamische Analyse wird dagegen zur Untersuchung der Zeitabhängigkeit bzw. der zeitlichen Veränderung von ökonomischen Zusammenhängen und Größen eingesetzt. Die »Zeit« wird demnach als ökonomisch relevante Größe explizit in die Untersuchung mit einbezogen. Das Systemverhalten im Zeitablauf wird in ökonomischen Modellen z.B. von Variablen gesteuert, die unmittelbar zeitabhängig sind. So kann etwa der technische Fortschritt als Funktion der Zeit dargestellt werden. Andere dynamische Elemente sind durch - lags formalisiert. Der Konsum kann z.B. durch den Konsum der Vorperiode und/oder durch das oder die in der Vergangenheit erzielten Einkommen erklärt werden (- Konsumfunktion). Bei Investitionsfunktionen nach dem Akzelerationsprinzip wird die Investition durch zurückliegende Einkommensänderungen bestimmt. Ein ernsthaftes Problem der dynamischen Modellbildung liegt grundsätzlich in der schwierigen Datenbeschaffung, welche auf die Vergangenheit zurückgreifen muß. Die Modelle sind auch mathematisch komplizierter. Bei der komparativ-statischen Analyse wird eine Ausgangssituation mit einer Endsituation verglichen, die durch Variation verschiedener Größen aus der Ausgangssituation entstanden ist, ohne dass man sich gleichzeitig für den sich zwischen den beiden Zeitpunkten abspielenden dynamischen Anpassungsprozess interessiert (z.B. Vergleich zweier alternativer Gleichgewichtssituationen). d) Ex-post- und ex-ante-Analyse: Das von Gunnar MYRDAL (1927) eingeführte Begriffspaar kennzeichnet zwei Gruppen von ökonomischen Variablen. Ex-post-Größen sind realisierte Größen (z.B. das Sozialprodukt von 1973). Ex-ante-Größen sind Plan-, Ziel- oder Erwartungsgrößen. Entsprechend beschäftigt sich die ex-postAnalvce mit der Definition. Klassifikation und empirischen Erfassung von wirtschaftlichen Variablen. Kernstück der expost-Analyse sind somit definitorische Zusammenhänge, Aufgabe ist die Beschreibung der Ergebnisse der Wirtschaftsaktivität einer abgelaufenen Periode und ihre Zusammenstellung in Form von volkswirtschaftlichen Rechenwerken (z.B. volkswirtschaftliche Vermögensrechnung, - Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Finanzierungsrechnung, Input-Output- Tabelle, Zahlungsbilanz). Die ex-ante-Analyse untersucht hingegen die Einflußfaktoren, welche Höhe und Veränderung der wirtschaftlichen Variablen bestimmen. Kernstück der ex-ante-Analyse sind Verhaltenshypothesen, ihr Zweck die modellhafte Erklärung des Wirtschaftsprozesses und seiner Ergebnisse (z.B. in - makroökonomischen Modellen). Ex-post- und ex-ante-Betrachtung sind als komplementäre wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen zu verstehen; beide sind gleichermaßen Grundlage für Diagnose und Prognose sowie für Theorie und Praxis der wirtschaftspolitischen Entscheidungen. e) Bewegungs- und Bestandsanalyse: Die Bewegungsanalyse beschäftigt sich mit wirtschaftlichen Stromgrößen, die Bestandsanalyse mit wirtschaftlichen  Bestandsgrößen. Deshalb ist auch zwischen Märkten für Bewegungs- und Märkten für Bestandsgrößen zu unterscheiden, und die zugehörigen Angebots- und Nachfragefunktionen sowie Gleichgewichtsbedingungen sind streng nach diesen Märkten zu trennen, sollen keine analytischen Schwierigkeiten mit den Dimensionen heraufbeschworen werden. Häufig liegen jedoch Bewegungs- und Bestandsaspekte eng beisammen, so z.B., wenn Güter sowohl für Konsumzwecke als auch für Vorratshaltung begehrt sind oder aus laufender Produktion und aus Lägern angeboten werden. Es wäre unkorrekt, solche Märkte konzeptionell getrennt, einmal unter Bewegungs-, einmal unter Bestandsgesichtspunkten zu beschreiben. Andererseits setzt ein integrales Modell geeignete Transformationen voraus: Für ein bestimmtes Gut gelte unter Bestandsgesichtspunkten die Nachfragefunktion X = X(p); sie behauptet einen Zusammenhang zwischen gewünschtem Bestand X und dem Preis p. Häufig wird es gerechtfertigt sein, zwischen gewünschtem Bestand und beabsichtigter Bestandsänderung x ebenfalls eine Beziehung herzustellen: x = f[X]. Für das in Rede stehende Gut kann also auch eine Nachfragefunkton unter Bewegungsgesichtspunkten gefunden werden: x = f[X(p)] = x(p). Erst diese Nachfragefunktion kann mit einer anderen Nachfragefunktion x = x*(p) zusammengefaßt werden, die z.B. konsumtive Verwendungsabsichten für das gleiche Gut zum Ausdruck bringt . Die Beziehung zwischen Bestands- und Bewegungsnachfrage wird i.d.R. komplizierter sein: Gehen wir erneut von der Bestandsnachfragefunktion (auch Bestandshaltefunktion genannt) X = X(p) aus, so ist aus einer Preisänderung der Bestandsänderungswunsch X(p1) - X(p0) abzuleiten. Dieser Bestandsänderungswunsch wird meist nicht sogleich in vollem Umfang verwirklicht (z.B. weil man weiß, dass die Lieferindustrie überfordert wäre). Es sind also zu einem bestimmten Zeitpunkt herrschende längerfristige und kurzfristige Bestandsänderungsabsichten zu unterscheiden. Die auf dem Hintergrund der längerfristigen Bestandsänderungsabsicht angestrebte kurzfristige Bestandsänderung lautet formalisiert: x = f[X(1701) - X(P0)1. Da xi die Bestandsänderungsnachfrage für eine bestimmte Periode mit dem Anfangsbestand X0 = X(p0) und dem Marktpreis pi ist, kann man auch schreiben: xi = x(P1, X0). Die Argumentation kann z.B. auf die Nettoinvestitionen (abhängig von Zinssatz und Kapitalstock) angewandt werden. Die vorausgegangene Argumentation trifft für die Beziehung zwischen Ersatzinvestition und Kapitalstock (resp. Zinssatz) zu. Über die in a) bis e) aufgeführten Analyse-formen hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer, im Hinblick auf eine sehr spezielle Technik oder Methode definierte Analysearten, z.B. - Marginalanalyse, Gleichgewichtsanalyse (Gleichge- wicht), Kreislaufanalyse (Wirtschaftskreislauf). Literatur: Brinkmann, G. (1992). Blaug, M. (1991). Schlicht, E. (1977)

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