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Kreditrationierung

Kreditrisiko

Kreditplafondierung

Zustand, in dem zum herrschenden Marktzinssatz die Nachfrage nach Krediten größer ist als das Kreditangebot. Als Folge erhalten entweder einige oder alle Kreditnachfrager nur eine geringere als die von ihnen gewünschte Kreditsumme (Rationierung vom Typ I), oder aber ein Teil der Kreditnachfrager erhält überhaupt keinen Kredit (Rationierung vom Typ II), obwohl alle Kreditnachfrager dem Anschein nach identisch sind und außerdem bereit wären, den marktüblichen Zinssatz (oder mehr) zu zahlen. Zur Erklärung, warum trotz dieser Überschußnachfrage nach Krediten der Zinssatz, üblicherweise als Preis des Kredites bezeichnet, nicht steigt, werden hauptsächlich drei Kategorien von Begründungen angeführt. a) Der Zinssatz ist als exogene Variable zu betrachten, da er z.B. von der Regierung festgesetzt wird. Diese Ausnahme ist insbes. in vielen - Entwicklungsländern zutreffend. b) Der Kreditmarkt ist nicht durch vollkommenen Wettbewerb, sondern durch oligopolistische oder monopolistische Verhaltensweisen gekennzeichnet. Dadurch kann es zu - Diskriminierung zwischen Kunden und zu - Rationierungen kommen. c) Aufgrund - asymmetrischer Information existiert ein für den Gläubiger gewinnoptimaler Zinssatz, der auch bei Uberschußnachfrage nicht erhöht wird. Von diesen Erklärungen ist die erste theoretisch nicht interessant, während die zweite nicht wirklich überzeugend ausgeführt werden konnte. In jüngerer Zeit steht somit die dritte im Mittelpunkt des Interesses. Der gewinnoptimale Zinssatz erklärt sich durch einen Informationsvorsprung des Kreditnehmers, der aufgrund des zeitlichen Ablaufs des Kreditgeschäfts (Kreditvergabe heute, Zinszahlungen und Tilgung im einfachsten Fall morgen) eine bedeutende Rolle spielt und zu - moral hazard oder adverse selection führen kann. hn einfachsten Fall von adverse selection hat jeder potentielle Kreditnehmer genau ein zu finanzierendes Investitionsobjekt. Die Objekte sind hinsichtlich ihres Umfanges identisch, hinsichtlich ihrer Mißerfolgswahrscheinlichkeit jedoch unterschiedlich. Dem Gläubiger (Bank) ist dabei zwar die Verteilung der Investitionsobjekte hinsichtlich ihrer Riskantheit bekannt, nicht aber das mit einem konkreten Projekt verbundene Risiko. Wird der Zinssatz erhöht, steigen zwar dadurch die Einnahmen des Kreditgebers, doch die durchschnittliche Riskantheit der Projekte steigt (die weniger riskanten Projekte werden für die Kreditnehmer zuerst unrentabel und damit vom Markt genommen), was sich negativ auf die erwarteten Einnahmen auswirkt. Möglicherweise existiert dann ein Zinsniveau, ab dem weitere Zinssatzsteigerungen zu geringeren erwarteten Gläubigereinnahmen führen, so dass dieser trotz Überschußnachfrage nach Krediten den Zinssatz nicht erhöht. Im Fall des moralischen Risikos kann jeder Kreditnehmer zwischen mehreren unterschiedlich riskanten Projekten wählen. Der Gläubiger kennt zwar die Wahlmöglichkeiten, kann aber den Schuldner nicht dazu zwingen, ein bestimmtes Projekt zu wählen. Bei geeigneter Spezifizierung des Modells ist auch hier der erwartete Gewinn der Bank keine monotone Funktion des Zinssatzes und es existiert ein »bank«-optimaler Zins. Neben adverser Selektion und moralischem Risiko der beschriebenen Art gibt es eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die Existenz eines bankoptimalen Zinssatzes zu begründen, z.B. auf Grund von Anreizeffekten. Hier wirkt sich die Höhe des Zinssatzes negativ auf die Anstrengung des Schuldners bei der Durchführung des Investitionsobjektes aus, welche der Gläubiger jedoch nicht erkennen kann. Da mit verminderter Anstrengung ein Anstieg der Mißerfolgswahrscheinlichkeit einhergeht, kann es auch hier für den Gläubiger optimal sein, den Zinssatz trotz einer Überschußnachfrage nach Krediten nicht weiter zu erhöhen. Ein weiteres Beispiel wäre die Existenz von Überwachungskosten, wenn Informationsasymmetrie ex post bezüglich des realisierten Projektertrags besteht. Die Begründung für einen bankoptimalen Zinssatz liegt in diesem Fall darin, dass Überwachungskosten dann aufgewendet werden müssen, wenn ein Schuldner seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, dies aber bei höherem Zinssatz wahrscheinlicher ist. Die Möglichkeit der Kreditrationierung im Gleichgewicht besteht auch bei Berücksichtigung variabler Kreditsummen und der Einbringung von Kreditsicherheiten. Inwieweit dieses Resultat bei mehrperiodigen Kreditbeziehungen aufrechterhalten werden kann, ist noch nicht völlig geklärt. Unabhängig vom Vorliegen asymmetrischer Information kann Kreditrationierung auftreten, wenn der Schuldner Bankrott erklären kann, ohne dass sich der Gläubiger die ihm zustehenden Zahlungen durch rechtliche Schritte wie Beschlagnahmung verschaffen kann (souveräne Schuldner). In diesem Fall ist in einem zweiperiodigen Modell mit symmetrischer Information, in dem der Schuldner bei Nichteinhaltung seiner Kreditverpflichtungen (materielle oder immaterielle) Bankrottkosten zu tragen hat, das Kreditlimit bei Wettbewerb bestimmt durch die Höhe der abdiskontierten Bankrottkosten. Eine befriedigende Antwort auf die Frage, ob und aus welchen Gründen Kreditrationierung in der Realität besteht, ist wirtschaftspolitisch von großer Bedeutung, da 7 11. die Effekte der Geldnolitik und der Deregulierungspolitik ganz entscheidend davon beeinflußt werden. Literatur: Jaffee, D., Stiglitz, J. (1990). Clemenz, G. (1986). Baltensperger, E., Devinney, T.M. (1985)

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