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Anreizmechanismen

Systeme von Spielregeln für Gruppen von Individuen, die derart gestaltet sind, dass gewisse Ziele erreicht werden, wenn die Gruppenmitglieder im Rahmen dieser Regeln rational zu ihrem eigenen Vorteil handeln. Das vorgegebene Ziel (erwünschter sozialer Zustand) ist dann mit den individuellen Anreizen verträglich (anreizverträglich). Die Gruppe kann eine Gesellschaft, eine Organisation oder eine Gemeinschaft von Vertragspartnern sein. Entsprechend sind die Ziele vorgegeben, z.B. far einen Planer oder Wirtschaftspolitiker. Formal ist ein Mechanismus eine Spielform, bestehend aus Mengen möglicher Aktionen für die Gruppenmitglieder (Spieler) und einer Abbildung, die jeder Kombination gewählter Aktionen ein Ergebnis zuordnet. Zusammen mit den auf der Menge der möglichen Ergebnisse definierten Nutzenfunktionen von Spielern definiert die Spielform ein nicht kooperatives Spiel. Anreizmechanismen dienen dazu, das vorgegebene soziale Ziel durch ein nicht kooperatives Gleichgewicht des resultierenden Spiels zu implementieren. Häufig ist dies jedoch aufgrund von Informationsdefiziten des Planers nicht möglich (uroral hazard, adverse selection). In solchen Fällen muss nach eingeschränkt optimalen Lösungen (Theorie des second best) gesucht werden. Im Ein-Spieler-Fall wird der Planer als Prinzipal, der Spieler als Agent bezeichnet. Der Mechanismus wird dann zum Vertrag, den der Prinzipal dem Agenten anbietet (-f principal-agent-Modell). Anreizmechanismen bilden ein konzeptionelles Werkzeug der ökonomischen Theorie. Sie werden verwendet zur ökonomischen Analyse in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftswissenschaften, z.B. Anreizmechanismen in der Besteuerung der Industrie-Ökonomik, der Allokation von Gütern, Ressourcen und Risiken, Planungsprozessen oder der Ökonomik des öffentlichen Sektors. Anreizmechanismen in der Besteuerung erstmals von Knut WICKSELL 1896 beschriebenes Problem der individuellen Besteuerung nach den jeweiligen Präferenzen der Wirtschaftssubjekte für öffentliche Güter. Aus dieser Besteuerungsregel ergibt sich eine höhere Steuer für Wirtschaftssubjekte, die einen höheren Nutzen aus der Bereitstellung des öffentlichen Gutes haben. Sind die wahren Präferenzen der Wirtschaftssubjekte aus dem Konsum des öffentlichen Gutes nicht beobachtbar, so ist die optimale Besteuerung auf die Angabe der wahren Präferenzen angewiesen. Durch Nichtrivalität und Nichtausschließbarkeit im Konsum öffentlicher Güter besteht jedoch gerade ein Anreiz, diese nicht anzugeben. So kann ein Wirtschaftssubjekt, das einen bestimmten Nutzen aus der Bereitstellung des öffentlichen Gutes hat, durch Angabe eines geringeren Nutzens seinen Finanzierungsanteil deutlich senken, ohne die Nutzung des öffentlichen Gutes einschränken zu müssen. Es wird zwar auch die bereitgestellte Menge des öffentlichen Gutes geringfügig sinken, dieser Einfluss kann allerdings bei einer großen Anzahl von Wirtschaftssubjekten vernachlässigt werden. Das Wirtschaftssubjekt stellt sich somit einzelwirtschaftlich besser, wenn es seine Präferenzen falsch angibt (free-rider-Verhalten). Voraussetzung für diese Besserstellung ist, dass sich die anderen Wirtschaftssubjekte nicht genauso verhalten. Es muss jedoch angenommen werden, dass es eine größere Anzahl von free-ridem gibt und daher gesamtwirtschaftlich eine zu geringe Menge des öffentlichen Gutes bereitgestellt wird. Die optimale Bereitstellung eines öffentlichen Gutes ergibt sich bei Berücksichtigung der wahren Präferenzen der Wirtschaftssubjekte aus der SAMUELSONBedingung. Sofern vollständige Konkurrenz auf dem Markt privater Güter herrscht, ist die optimale Menge eines öffentlichen Gutes x* dann erreicht, wenn die Summe der Grenznutzen aus dem Konsum des öffentlichen Gutes v\';(x) aller n Wirtschaftssubjekte, gemessen in monetären Einheiten, gerade den Grenzkosten der Bereitstellung einer Einheit des öffentlichen Gutes K\'(x) entspricht:
Anreizmechanismen Um trotz der von WICKSELL geschilderten Problematik die optimale Menge des öffentlichen Gutes bereitzustellen, wird auf Besteuerungsregeln zurückgegriffen, die den Wirtschaftssubjekten einen Anreiz geben, ihre wahren Präferenzen zu bekunden. Ein solcher Anreizmechanismus ist der CLARK-GROVES-Mechanismus. Dessen Besteuerungsregel lautet mit x* als optimale Menge des öffentlichen Gutes und vi(x) als Nutzen des Wirtschaftssubjekts j aus dem Konsum des öffentlichen Gutes x (alle Größen gemessen in monetären Einheiten). Durch diesen Mechanismus wird die optimale Menge des öffentlichen Gutes gemäss der SAMUELSON-Bedingung bereitgestellt. Der Vorteil des CLARK-GROVES-Mechanismus beruht darauf, dass er den Wirtschaftssubjekten keinen Anreiz gibt, falsche Präferenzen zu offenbaren. Die Besteuerung eines Wirtschaftssubjekts i ist nicht von der Angabe der eigenen Präferenzen v, unmittelbar abhängig. Die Angabe der wahren Präferenzen ist bei diesem Mechanismus für jedes Wirtschaftssubjekt eine dominante Strategie, d.h., die optimalen Strategien der Wirtschaftssubjekte sind von dem Verhalten anderer Wirtschaftssubjekte unabhängig. Die obige Besteuerungsregel garantiert allerdings noch nicht, dass die Steuereinnahmen für die Finanzierung des öffentlichen Gutes ausreichen. Dies kann durch die Einführung einer Korrekturgröße vermieden werden, die ebenfalls unmittelbar unabhängig von der Angabe der jeweils eigenen Präferenzen ist. Der Nachteil des CLARK-GROVES-Mechanismus besteht darin, dass bei Berücksichtigung der Korrekturgröße die Summe der Steuereinnahmen über den Kosten für die Bereitstellung des öffentlichen Gutes liegen kann (ET; >_ x*). Die Frage der Verwendung dieses möglichen Überschusses schränkt die bisherigen Vorteile des Mechanismus ein. Wird der Überschuss vernichtet, so entspricht der CLARK-GROVES-Mechanismus nicht mehr einem PARETO-Optimum. Bei Verteilung des Überschusses läßt sich zeigen, dass der Mechanismus nicht mehr strategieresistent ist, d.h., die Angabe der Wahrheit muss nicht länger eine dominante Strategie sein. Ein von Theodore GROVES und John O. LEDYARD vorgeschlagener Anreizmechanismus sichert, dass die Kosten der bereitgestellten öffentlichen Güter gerade dem Steueraufkommen entsprechen. Bei der Besteuerung zur Finanzierung öffentlicher Güter wird nun die Angabe über die gewünschte Erhöhung oder Verminderung der jeweils bereitgestellten Menge des öffentlichen Gutes erwartet. Die Ermittlung der individuellen Korrekturen des Programms der öffentlichen Güter verläuft wie folgt: Zunächst wird das erste Wirtschaftssubjekt nach der gewünschten Menge des öffentlichen Gutes befragt. Dann teilt das zweite Wirtschaftssubjekt mit, wie viele Einheiten des öffentlichen Gutes es mehr oder weniger wünscht. Der Prozess wird in dieser Weise bis zum letzten Wirtschaftssubjekt fortgesetzt und beginnt dann von neuem, bis niemand mehr nach einer Änderung der bereitgestellten Menge des öffentlichen Gutes verlangt. Die Besteuerung erfolgt nun nach der Regel
Anreizmechanismen Dabei ist dü die in monetären Einheiten gemessene, von Wirtschaftssubjekt j gewünschte Änderung der bereitgestellten Menge des öffentlichen Gutes und a eine beliebige positive Konstante. Der Vorteil dieses Anreizmechanismus gegenüber dem vorherigen ist, dass er zu einer PARETO-optimalen Bereitstellung des öffentlichen Gutes führt, ohne dass ein Budgetüberschuss besteht. Außerdem entspricht die Mitteilung der gewünschten Änderungen dl den wahren Präferenzen. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Wirtschaftssubjekte die Angaben der anderen Wirtschaftssubjekte als von ihnen nicht beeinflußbar annehmen: Mit anderen Worten, es wird für diesen Mechanismus COURNOT-NASH-Verhalten der Wirtschaftssubjekte unterstellt.
Anreizmechanismen Diese Annahme stellt einen Nachteil des GROVES-LEDYARD-Mechanismus dar. Besitzt ein Wirtschaftssubjekt nämlich Vorstellungen, wie die eigenen Angaben die Angaben der anderen Wirtschaftssubjekte beeinflussen, kann es diese Kenntnis ausnutzen und sich strategisch verhalten. Damit erkennt es, dass es seine eigene Besteuerung durch die eigenen Angaben beeinflussen und somit seine eigene Position verbessern kann. Durch den Ausschluss solchen Verhaltens wird somit ein kurzer ökonomischer Horizont der Wirtschaftssubjekte unterstellt. Verhalten sich Wirtschaftssubjekte strategisch, würde dies dazu führen, dass der GROVES-LEDYARD-Mechanismus nicht mehr eine optimale Bereitstellung des öffentlichen Gutes nach der SAMUELSON-Bedingung gewährleistet. Als allgemeines Resultat bei der Suche nach Anreizmechanismen läßt sich festhalten, dass die Existenz strategieresistenter Allokationsmechanismen spezifische Annahmen bezüglich des Verhaltens der Wirtschaftssubjekte und der Informationsstruktur voraussetzt. Ein weit verbreiteter Einwand gegen Anreizmechanismen ist die Behauptung ihrer Irrelevanz für praktische Probleme. Dieser Einwand geht jedoch fehl, da der Grund für die Entwicklung von Anreizmechanisnicht möglich sei, Mechanismen zu konstruieren, die die Wirtschaftssubjekte zur Angabe ihrer wahren Präferenzen veranlassen. Die beschriebenen Mechanismen zeigen jedoch, dass und unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist. Literatur: Feldman, A.M. (1986). Groves, T., Ledyard, J. (1977)

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