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Indikator

Indikatoren sind Größen, deren Veränderung im Zeitablauf den Grad des Erreichens wirtschaftspolitischer Ziele aufzeigen oder die zur Beschreibung oder Entwicklung wirtschaftlicher Sachverhalte Auskunft geben. Indikatoren sind von zentraler Bedeutung bei der Diagnose. Sie liefern Aussagen über Intensität und Richtung einer bestimmten ökonomischen Variablen. Die Auswahl der Indikatoren richtet sich nach dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand. So wird sich die Analyse der konjunkturellen Situation auf andere Indikatoren (z.B. Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Auslastungsgrad des Produktionspotenzials, Entwicklung von Beschäftigtenzahlen) stützen als etwa die Analyse des Geldmarktes (z.B. Zinssätze oder bestimmte Geldmengenaggregate).

haben im Rahmen der Frühwarnung große Bedeutung. Im Rahmen der Frühwarnung wird nach strategisch bedeutsamen Signalen Ausschau gehalten, um unerwartet auftretende Ereignisse so früh wie möglich zu entdecken und damit zu verhindern, daß Überraschungen und Risiken auftreten. In diesem Zusammenhang sind »Problemindikatoren« zu entwickeln. Man unterscheidet hier: Globalindikatoren (Kenngrößen wie z.B. Rentabilitätskennziffern, Kapitalumschlag, Arbeitsplatzzufriedenheit, Kostenstrukturen, Cash-flow der Produktportfolios, Image von Produkten usw.). Diese Globalindikatoren haben den Nachteil, daß sie oft erst nach großer zeitlicher Verzögerung wirken und Ergebnisse darstellen, ohne daß deren Ursachen angezeigt werden. Deshalb ist man bestrebt, sogenannte Einzelindikatoren im Rahmen der Frühwarnsysteme zu berücksichtigen. Diese Einzelindikatoren sollen auf die Ursachen für Problementwicklungen frühzeitig hinweisen. Sie werden auch als Ursachenindikatoren bezeichnet. Hierzu wird die Umwelt in Teilbereiche klassifiziert und jeweils Faktoren gebildet wie z.B. demographische Faktoren, soziologische Faktoren, politische Faktoren, technologische Faktoren, ökologische Faktoren. Zwischen diesen Umweltfaktoren und den betriebswirtschaftlichen Tatbeständen im Unternehmen besteht ein Wirkungszusammenhang, der durch Einzelindikatoren zu erfassen ist, die dann rechtzeitig auf evtl. Fehlentwicklungen hinweisen. (Vgl. hierzu auch Frühwarnsysteme).

Der Begriff Indikator kann grundsätzlich mit »Anzeiger« gleichgesetzt werden. Indikatoren sind unmittelbar messbare Sachverhalte, die das Vorliegen nicht direkt erfassbarer Phänomene anzeigen. Dabei ist es eine absolute Voraussetzung, dass zwischen dem Indikator und dem zu ermittelnden Sachverhalt ein enger Zusammenhang besteht. Der Indikator muss entweder theoretisch-deduktiv oder empirisch-statistisch überprüfbar sein. Die Güte der Operationa-lisierung wird anhand der Validität (Gültigkeit) und der Reliabilität (Genauigkeit) beurteilt (vgl. Greipl, 1974, Sp. 831; Kroeber-Riel/Wemberg, 1999, S. 31f.). Schwerpunkte der Anwendung von Indikatoren im Marketing liegen in der Erforschung des Konsumenten erhaltens und ökonomischer Entwicklungsvorgänge.

Im Rahmen der Erforschung des Konsumentenverhaltens werden physiologische, motorische und verbale Indikatoren herangezogen, um die intervenierenden Variablen, d.h. die psychischen Determinanten des Konsumentenverhaltens, und soziale Indikatoren, um die sozialen Determinanten zu messen (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg, 1999, S. 63ff„ S. 106ff„ S. 190ff„ S. 234ff., S. 271ff., S. 553ff.). So wird etwa über motorische Indikatoren (z.B. Gesichts- und Körpersprache) eine unmittelbare Beobachtung von Verhaltensäußerungen vorgenommen. Im Rahmen der zunehmenden Höherbewertung der nonverbalen Kommunikation wird die Messung derartiger Indikatoren weiter an Gewicht gewinnen (vgl. Weinberg, 1986, S. 5f.). Darüber hinaus entziehen sich diese motorischen Signale weitest gehend der kognitiven Kontrolle der Individuen, was ihre Eignung als Indikatoren noch verbessert.

Große Bedeutung in der Konsumentenverhaltensforschung haben auch die zahlreichen physiologischen Indikatoren. Bekannte Indikatoren sind z.B. die elektro-physiologischen Reaktionen, die durch moderne Verfahren wie das EEG (Elektroenzephalogramm) zur Wiedergabe bioelektrischer Vorgänge im Zentralnervensystem messbar geworden sind. Ebenso interpretiert man die elektrodermale Reaktion, den Kreislauf, die Atmung, den Energieumsatz und biochemische Veränderungen als Indikatoren. Bei der Pupillometrie wird als physiologischer Indikator der Durchmesser der Pupille gemessen. Im Gegensatz zu verbalen Äußerungen können physiologische Reaktionen unabhängig davon erfasst werden, ob die psychischen Vorgänge vom Probanden registriert oder verbalisiert werden können. Sie lassen sich immer dann messen, wenn eine Aktivierung vorliegt. Physiologische Indikatoren werden daher besonders für die Messung aktivierender Prozesse und Variablen wie Emotionen und Einstellungen herangezogen. Der Nachteil besteht hauptsächlich darin, dass solche Messungen (bisher) nur in Laboruntersuchungen durchgeführt werden können. Verbale Äußerungen werden vor allem als Indikatoren für vollzogene kognitive Prozesse herangezogen, da die Verbalisierung subjektiven Erlebens bzw. seiner Wahrnehmungen stets eine kognitive Verarbeitung voraussetzt. Nur falls aktivierende Prozesse bewusst erlebt und geäußert werden, können mittels verbaler Indikatoren auch aktivierende Prozesse gemessen werden.

Verbale Indikatoren sind jedoch uner-lässlich, um die Richtung und die Qualität von Emotionen zu ermitteln; sie sind der zentrale Ansatzpunkt zur Einstel-lungsmessung. In vielen Fällen wird es daher zweckmäßig sein, eine Reaktion gleichzeitig anhand von motorischen, physiologischen und verbalen Indikatoren zu messen.

Soziale Indikatoren sind z.B. die anteilige Redemenge einer Person in einer Gruppe als Indikator für ihren interpersonellen Einfluss, der Beruf als Indikator für die Schichtzugehörigkeit.

Die Beobachtung ökonomischer Entwicklungen auf der Grundlage von Indika-toren wurde zuerst im Rahmen der volkswirtschaftlichen Konjunkturforschung angewandt. Indikatoren werden dabei zur Strukturanalyse herangezogen sowie zu regionalen und zeitlichen Vergleichen. Als iibsatzwirtschaftliche Indikatoren kommen z,B. die Bevölkerungsentwicklung, die Entwicklung des Sozialproduktes, die industrielle Nettoproduktion, der private Verbrauch, Kaujkrajikennzijjern oder die Entwicklung des Geschäftsklimas in Betracht (vgl. Greipl, 1974, Sp. 832f.).

Indikatorsysteme können auch unternehmensbezogen als Grundlage der Absatzplanung herangezogen werden. Aus den Zeitreihen der Indikatoren lassen sich Konjunkturdiagnosen ableiten, die den Unternehmen wichtige Anhaltspunkte für ihren eigenen Absatz liefern können. Wenn etwa ein paralleler Verlauf mit einer Zeitverzögerung zwischen der allgemeinen Entwicklung des Indikators und der Absatzentwicklung des eigenen Unternehmens festgestellt werden kann, so kann dieser Zusammenhang als Grundlage einer Prognose verwendet werden.

In diesem Zusammenhang sind Frühindikatoren von Bedeutung (Fmherken-nung, Strategisehe). Es handelt sich dabei um eine Zeitreihe x die einen gleichförmigen aber vorauseilenden Verlauf gegenüber der zur prognostizierenden Zeitreihe y hat. Aus dem Verlauf von x kann auf die Entwicklung von y geschlossen werden.

1.   Variable, die zur Diagnose und/oder Prognose wirtschaftlicher Vorgänge geeignet ist ( Indikator-Methode). Indikatoren spielen vor allem in der Konjunkturbeobachtung eine wichtige Rolle ( Konjunkturindikatoren). 2.   In der Theorie und Praxis der Geldpolitik sollen Indikatoren die Effizienz von geldpolitischen Massnahmen messen. Mit ihnen wird ermittelt, ob das von der Zentralbank angestrebte monetäre Zwischenziel adäquat und in ausreichendem Umfang beeinflusst werden konnte. Nach der theoretischen Konzeption von Karl Brunner und Alan Meitzer unterscheidet man zwischen quantitativen (exakten) und klassifikatorischen (richtunganzeigenden: expansiv/kontraktiv) Indikatoren. Sie sollen unabhängig von realwirtschaftlichen Einflüssen den geldpolitischen Einfluss auf das Zwischenziel anzeigen. Rein theoretisch darf nur eine einzige Grösse als Indikator verwendet werden. Bereits bei Heranziehung von zwei Indikatoren kommt es zu logischen Problemen bei ihrer Beurteilung. Entweder zeigen beide Indikatoren in die gleiche Richtung; dann ist einer von ihnen überflüssig. Oder beide Indikatoren zeigen in entgegengesetzte Richtungen, dann besteht das Beurteilungsproblem darin, was die Indikatoren eigentlich anzeigen. Man könnte natürlich auch ein Indikatorenprofil aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Indikatoren produzieren. Dies kann allenfalls eine - nützliche - Beschreibung der realen Phänomene bewirken, nicht aber als Indikatorkonzept dienen. Denn in diesem Falle bliebe entweder das logische Beurteilungsproblem weiterhin bestehen, oder aber man hätte durch eine funktionale Verknüpfung der Indikatormenge den Ablaufmechanismus geldpolitischer Impulse bereits gelöst, so dass Indikatoren grundsätzlich überflüssig würden. Die Deutsche Bundesbank hatte bis zum Ende der 60er Jahre den Indikator freie Liquiditätsreserven der Geschäftsbanken und auch den Zins verwendet, um den Einwirkungsgrad ihrer geldpolitischen Impulse auf das Zwischenziel Kreditvolumen zu messen. Seit Beginn der 70er Jahre, mit der Beobachtung des Zwischenziels der Geldmenge, später der Zentralbankgeldmenge, verwendet die Bundesbank den Indikator Zentralbankgeldmenge; zugleich zieht sie bei der Beurteilung ihrer Geldpolitik aber auch die freie Liquidität der Geschäftsbanken wie ebenfalls den Zins in die Betrachtung mit ein. Seit 1989 verwendet die Deutsche Bundesbank die Geldmenge M3 sowohl als Zwischenziel wie auch als Indikator. Die Verwendung eines einzigen monetären Aggregats sowohl als Zwischenziel wie auch als Indikator stellt eigentlich theoretisch einen Widerspruch dar. Die Geldmenge M3 - wie auch die bis 1989 als Indikator verwendete Zentralbankgeldmenge - zeigt jedoch zugleich die direkte Wirkung geldpolitischer Impulse wie auch indirekt ihren Reflex aufgrund der Geldschöpfung der Geschäftsbanken.              Literatur: Brunner, KJ Meitzer, A., Die Bedeutung monetärer Indikatoren, in: Badura, J.llssing, O. (Hrsg.), Geldpolitik, Stuttgart, New York 1980, S. 73 ff. Dickertmann, DJ Siedenberg, A., Instrumentarium der Geldpolitik, 4. Aufl., Düsseldorf 1984. Siebke, JJWillms, M., Theorie der Geldpolitik, Berlin u. a. 1974.

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