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Organische Bilanzauffassung von Schmidt

ist ein Kind der deutschen Inflation nach dem Ersten Weltkrieg. Sie setzt der Bilanz zwei Ziele: Erfolgs- und Vermögensermittlung (dualistische Bilanztheorie). Im Vordergrund steht der Gedanke der relativen Substanzerhaltung, d. h., die bilanzierende Unternehmung soll durch geeignete Bilanzierungsweise ihre relative Position in Branche und Volkswirtschaft behalten (organische Bilanzauffassungen).
Nach Schmidt sind die in der Bilanz im Abschlußzeitpunkt vorhandenen Vermögensgegenstände mit den jeweils geltenden Marktpreisen des Bilanzstichtags zu bewerten. Dabei gelten für die bilanzierten Güter die Tagesbeschaffungspreise (Tageswert-prinzip) als Bewertungsgrundlage; dagegen werden Anschaffungswerte nur dann verwendet, wenn sie gleich den Wieder Beschaffungswerten des Bilanzstichtags sind. Bei Preissteigerung (Tagesbeschaffungspreis Anschaffungspreis) werden die Differenzen (erfolgsneutral) auf ein Wertänderungskonto umgebucht und dessen Saldo auf der Passivseite der Schlußbilanz ausgewiesen, jedoch nicht als Gewinn.
Von dieser Bewertung der Vermögensgegenstände zum Bilanzstichtag ist die Bewertung des Aufwands zu unterscheiden. Die dem Umsatz entsprechenden, verbrauchten Gütermengen werden ebenfalls nicht zu Anschaffungs-, sondern zu Wieder-beschaffungspreisen des Umsatztages bewertet. Bei Preisschwankung auf dem Beschaffungsmarkt bewirkt dies eine Veränderung des ausgewiesenen Erfolgs-(Wieder Beschaffungs-. Anschaffungskosten 0: Scheingewinn, Anschaffungs-. Wieder Beschaffungskosten 0: Scheinverlust); der weitaus wichtigste Effekt ist (in Zeiten sinkenden Geldwerts bzw. steigender Wieder Beschaffungspreise einzelner Güter) die Ausschaltung der Scheingewinne. Beispiel: Rohstoffe im Anschaffungswert von 1000 EUR wurden verbraucht; Wieder Beschaffungswert des Umsatztages: 1200 DM. Der letztere Betrag geht als Aufwand in die Gewinn und Verlustrechnung ein und vermindert so den Erfolg. Der Scheingewinn (1200 EUR. 1000 EUR = 200 EUR) wird auf dem Wertänderungskonto erfolgsneutral erfaßt und passiviert. In ähnlicher Weise werden auch die Abschreibungen auf Anlagegegenstände umbewertet; ihre Bemessungsgrundlage sind nicht mehr die historischen Anschaffungs oder Herstellungskosten, sondern die Wieder Beschaffungskosten der Anlage am Bilanzstichtag, wobei allerdings die kürzere Restnutzungsdauer der bereits eingesetzten Anlagen zu berücksichtigen ist. Bei direkter Abschreibung werden auf dem Anlagekonto also Abschreibungen auf der Basis von Anschaffungskosten (oder Wieder Beschaffungskosten des letzten Bilanzstichtags) erfaßt, während der Abschreibungsaufwand der Periode auf der Grundlage von aktuellen Wieder Beschaffungskosten in die Erfolgsrechnung eingeht. Auch hier wird die Differenz beider Abschreibungsbeträge auf dem erfolgsneutralen Wertänderungskonto verbucht. Schmidt empfiehlt ferner die Beschaffung der Realgüter aus eigenem Kapital sowie eine parallele Entwicklung von Geldforderungen und -beständen
einerseits und entsprechenden » Geldverbindlichkeiten andererseits (Gesetz der Wertgleichheit), damit auf diese Weise reale Kaufkraftverluste der betreffenden Vermögensteile durch Kaufkraftgewinne bei den Geldschulden kompensiert werden.

ist den klassischen Bilanzauffassungen zuzurechnen, doch weicht sie strukturell sehr stark von der statischen und der dynamischen Bilanztheorie ab, die durch die einseitige Orientierung auf einen Bilanzzweck (Vermögens- oder Erfolgsausweis) gekennzeichnet sind. Die organische Bilanztheorie versucht, dem Zweckdualismus von richtiger Erfolgsermittlung und richtiger Vermögensfeststellung zu folgen. Insbesondere die von Fritz Schmidt entwickelte "Organische Tageswertbilanz" macht den Versuch, über eine substanzmässige Betrachtung dieses doppelte Ziel zu erreichen. Voraussetzung dafür ist die Eliminierung aller Geldwertänderungen in der Bilanz mit Hilfe einer richtigen Bewertung. Als richtiger Wert i. S. dieser Theorie gilt der Wiederbeschaffungswert bzw. dessen Ungewissheitsäquivalent: der Tageswert am Umsatztag. Die Tageswertrechnung hat die Aufgabe, den Umsatzerfolg aus der Geschäftstätigkeit vom aus Preisschwankungen herrührenden Scheinerfolg zu trennen und erfolgsrechnerisch zu neutralisieren. Letzteres geschieht über ein bilanzielles Wertänderungskonto. Damit wird die Bilanz zum Spiegel der Marktpreise am Bilanzstichtag, und zwar der Tagespreise am Beschaffungsmarkt. Im Gegensatz zur realen Kapitalerhaltung finden hier betriebsindividuelle Preisindizes Verwendung, um das Ziel einer relativen, an der gesamtwirtschaftlichen Produktionsentwicklung orientierten Substanzerhaltung (Kapitalerhaltung) zu verwirklichen. Die organische Bilanztheorie kann als Ausgangspunkt aller Bemühungen angesehen werden, die Rechnungslegung von Kaufkraftschwankungen mit dem Ziel einer güterwirtschaftlichen Vermögenserhaltung freizuhalten. Die heute dem Stichwort der inflationsbereinigten Rechnungslegung zu subsumierenden Konzeptionen der Rechnungslegungstheorie und -praxis stellen Bemühungen i. S. dieser Tageswertorientierung der Bilanzierung dar.           

Unter dieser Bezeichnung werdenvor allem die organische Bilanzauffassung von Schmidt und die -eudynamische Bilanz von Sommerfeld zusammengefaßt. Beider Anliegen ist es, die Bilanz als Instrumentdafür einzusetzen, daß die relativePosition, insonderheit die Substanzder Unternehmung im Organismusder Gesamtwirtschaft gesichertbleibt. Dies geschieht vor allem durchspezifische Wertansätze in Bilanz und Gewinn und Verlustrechnung sowie durch eine damit verbund ene Rücklagenpolitik. Ähnliche Ziele verfolgt Hasenack (Bilanzauffassung von Hasenack). Die o. B. gehören zu den dualistischen Bilanztheorien, da sie sowohl auf die Gestaltung der Bilanz(ausgewiesenes Vermögen) als auchder Erfolgsrechnung (ausgewiesener und verteilbarer Perioden Gewinn) abzielen.

Bilanztheorie , die der Bilanz gleichrangig zwei Ziele beimisst, einerseits die Vermögensermittlung und andererseits die Erfolgsermittlung. Die Bezeichnung organisch soll ausdrücken, dass die Substanz des Unternehmens bei einer proportionalen Entwicklung der unternehmerischen und der gesamtwirtschaftlichen Produktivität erhalten bleibt. Daher werden die den Umsätzen zuzuordnenden Aufwendungen mit Wiederbeschaffungskosten angesetzt, um den Ausweis von Scheingewinnen/-verlusten zu verhindern. Die organische Bilanztheorie geht im Wesentlichen auf“ Fritz Schmidt“ zurück.

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