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landwirtschaftliche Bodennutzungssysteme

Die Entwicklung der Bodennutzungssysteme begann mit der sog. Wägezahlmethode, bei der der Flächenumfang der Früchtegruppen Getreide, Hackfrucht und Grünland mit Werten, die das jeweilige "betriebswirtschaftliche Gewicht" ausdrücken sollten, multipliziert wurde {Busch, 1936; Rolf es, 1948). Inzwischen hat sich jedoch die sog. Prozentzahlme- thode durchgesetzt, bei der die Prozentanteile der drei Früchtegruppen ermittelt werden. Dabei gelten folgende Abgrenzungskriterien (vgl. Tab.). Bodennutzungssysteme sind somit von der Aufwandsseite her determiniert. Einkommensunterschiede zwischen Faktoreinkommen in und ausserhalb der Landwirtschaft (intersektorale Disparität) oder innerhalb der Landwirtschaft (intrasektorale Disparität). Eine disparitätische Einkommensentwicklung kennzeichnet unterschiedliche Änderungsraten der zu vergleichenden Einkommensgrössen. Nach dem Landwirtschaftsgesetz von 1955 hat die Bundesregierung alljährlich einen Bericht über die Lage der Landwirtschaft vorzulegen und mit Hilfe einer Ertrags-Aufwandsrechnung auszuweisen, inwieweit in der Landwirtschaft ein den Löhnen vergleichbarer Berufs- und Tarifgruppen entsprechender Lohn für die fremden und familieneigenen Arbeitskräfte - umgerechnet auf notwendige Vollarbeitskräfte -, ein angemessenes Entgelt für die Tätigkeit des Betriebsleiters und eine angemessene Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals erzielt wurden.                                                              Die Aussagefähigkeit dieser Berechnungen ist strittig. (1)  Auskunft über die soziale Lage der Landwirte kann man dadurch nicht erhalten, da nicht das persönlich verfügbare Einkommen von Landwirten und Nichtlandwirten verglichen wird. Statt dessen vergleicht man den Vergleichsgewinn mit der Summe der Vergleichsansätze. Der Vergleichsgewinn entspricht dem im landwirtschaftlichen Unternehmen erzielten Gewinn, der um eine besondere Bewertung des Eigenverbrauchs an landwirtschaftlichen Erzeugnissen korrigiert wird. Die Summe der Vergleichsansätze ergibt sich aus einer nach vorgegebenen Ansätzen vorgeschriebenen Bewertung des Arbeitseinsatzes im Unternehmen, dem Betriebsleiterzuschlag und der Verzinsung des Eigenkapitals. Es ist sehr wohl möglich, dass durch diese Berechnung für einen Landwirt eine Disparität ermittelt wird, obwohl sein persönliches Einkommen über dem vergleichbarer Bevölkerungsgruppen liegt. Zum einen werden ausserhalb der Landwirtschaft erzielte Einkommen nicht bei der Berechnung des Vergleichsgewinnes berücksichtigt. Ein anderer Grund könnte sein, dass der Landwirt ein überdurchschnittlich hohes Vermögen (Eigenkapital) in der Landwirtschaft einsetzt. (2)  Durchschnittswerte besagen wenig, wenn die Streuung der Einzelwerte sehr gross ist; dies ist z.B. bezüglich des Gewinns je Familienarbeitskraft nach Betriebsform, Betriebsgrösse und Region festzustellen. Innerhalb der Landwirtschaft gibt es grössere Einkommensunterschiede als in anderen Sektoren. (3)  Es ist fragwürdig, die Einkommen von Selbständigen mit denen von Unselbständigen zu vergleichen. Die individuelle Bewertung eines Arbeitsplatzes wird nicht nur von der Höhe des Einkommens (Lohnwert), sondern auch von der Sicherheit des Arbeitsplatzes, der Zufriedenheit bei der Berufsausübung (Berufswert), dem Wohnwert und dem Sozialprestige etc. bestimmt. (4)  Es ist wenig sinnvoll, im Agrarbericht Bruttoeinkommen zu vergleichen, wenn die Abgabenbelastung durch Steuern und Versicherungsbeiträge bei den Landwirten unterhalb der durchschnittlichen Belastung der Nicht- Landwirte liegt. Die Ursachen der Einkommensdisparität sind mannigfaltig. Sicherlich differiert die Möglichkeit einzelner, Einkommen zu erzielen, wegen unterschiedlicher Kapitalausstattung und unterschiedlicher Fähigkeiten. Doch wird es bei vollkommener Mobilität der Faktoren in einem marktwirtschaftlichen System keine Unterschiede in der Entlohnung für vergleichbare Tätigkeiten geben. Wenn die Faktorentlohnung in einem Sektor niedriger ist als in anderen Sektoren, kann sich dieses Ergebnis unter Marktbedingungen nur einstellen, weil der Sektor insgesamt zu viele Faktoren beschäftigt. Da im Agrarsektor neben Arbeit und Kapital der spezifische Produktionsfaktor Boden eingesetzt wird, für den es kaum eine alternative Verwendung gibt, müssten vor allem weniger Arbeit und weniger Kapital eingesetzt werden. Die Abwanderung von Arbeitskräften hängt aber in einer von bäuerlichen Familienbetrieben geprägten Landwirtschaft von der Bereitschaft der Betriebsleiter ab, eine Beschäftigung in einem anderen Sektor aufzunehmen. Einkommensdisparitäten sind lediglich ein Ausdruck dafür, dass offensichtlich Landwirte mit einem relativ niedrigen Einkommen nicht abwanderungsbereit sind. Entweder kann ausserhalb der Landwirtschaft aufgrund einer geringen Qualifikation ein höheres Einkommen nicht erzielt werden oder es wird ein geringeres Einkommen in Kauf genommen, weil nicht-monetäre Werte der Berufsausübung für eine Tätigkeit in der Landwirtschaft sprechen. Diese marktwirtschaftliche Diagnose der Einkommensdisparität impliziert nicht, dass staatliche Eingriffe zur Minderung der Einkommensdisparität nicht sinnvoll sein können. Wenn für einzelne Landwirte das Einkommen höher ist als bei einer Tätigkeit ausserhalb der Landwirtschaft, so kann es dennoch so niedrig sein, dass eine staatliche Hilfe aufgrund sozialer Erwägungen notwendig ist. Andererseits können Massnahmen zur Erhöhung der Abwanderung zu einer Effizienzsteigerung in der Agrarproduktion beitragen und damit aus gesamtwirtschaftlicher Sicht erwünscht sein.         Literatur: Koester, ü., Grundzüge der landwirtschaftlichen Marktlehre, 2. Aufl., München 1992.

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