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Marktsoziologie

befasst sich mit sozialen Aspekten von Marktstrukturen und Marktprozessen. Probleme des Marktes sind traditionell Gegenstand der ökonomischen Theoriebildung. Während diese jedoch die sozialen Aspekte des Marktgeschehens in den Datenkranz verweist, befasst sich die soziologische Analyse explizit mit dem Markt als wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Lenkungsmechanismus. Insbesondere geht es um den Markt als Ordnungsform, in dessen Mittelpunkt die Idee des Tauschs steht. Sogenannte Austauschtheorien bilden daher das theoretische Bezugsfeld. Demgegenüber bezeichnet der Plan (Planwirtschaft) eine alternative Ordnungsform. Die möglichen Vorteile und Nachteile beider Ordnungsformen unter bestimmten Randbedingungen sind Gegenstand der wissenschaftlichen und ideologischen Auseinandersetzung. Mit unterschiedlichsten Begründungen werden Gefährdungen oder Krisenerscheinungen des Marktes vorausgesagt, bis hin zur Prognose des Scheiterns der Idee der Marktregulierung. Olson und Lindblom konstatieren eine Selbstauflösungstendenz des Marktes: In jedem Markt seien Kräfte am Werk, die aufgrund des Spiels freier Marktentfaltung zustande kommen, jedoch nach ihrer Etablierung auf die Abschaffung eben dieses Marktes drängen. Das eigennützige Verhalten der Akteure führe demnach dazu, dass die Märkte durch Bildung von Verteilungskoalitionen immer stärker vermachten und damit ihre Steuerungsfunktion beim Ressourceneinsatz immer schlechter erfüllen. Den Schwächen des Marktes (market failures) stehen jedoch Mängel planwirtschaftlicher Systeme (oder massiver staatlicher Eingriffe) gegenüber (state failures), die nach allen Erfahrungen gerade der jüngsten Vergangenheit stärker ins Gewicht fallen dürften. Theoretische Begründungen für das Scheitern planwirtschaftlich koordinierter Gesellschaften werden u. a. in der Unmöglichkeit der Wissenszentralisierung in komplexen Systemen gesehen. Die Soziologie hat sich insb. mit zwei Teilmärkten befasst, mit dem Arbeits- und dem Konsumgütermarkt. Hinsichtlich des Arbeitsmarktes verweist sie auf dessen Heterogenität und die arbeitsmarktspezifischen Besonderheiten einer Einschränkung des freien Tauschprinzips. Neuerdings werden verstärkt Modelle der Arbeitsmarktsegmentierung diskutiert, insbesondere der Gedanke eines dualen Arbeitsmarktes (primärer Arbeitsmarkt mit hohen Chancen und guter Arbeitsplatzsicherheit; sekundärer Arbeitsmarkt mit geringer Qualifikation und geringem gewerkschaftlichen Organisationsgrad). Hinsichtlich des Konsumgütermarktes steht dessen Funktionstüchtigkeit im Hinblick auf Wettbewerb und Informationsstand im Vordergrund. Wandlungen des Konsumgütermarktes sind namentlich unter dem Aspekt sich ändernder Verbrauchergewohnheiten und Lebensstile behandelt worden (Konsumentenverhalten). Die wichtigsten Entwicklungsgesetze scheinen die Depersonalisierung (Auflösung partikularistischer Bindungen, "Entpersönlichung von Kaufakten") sowie die Komplexisierung (wachsende Intransparenz, systemische Abhängigkeiten) zu sein. Dabei bedarf es besonderer Mechanismen, die diese Komplexität reduzieren oder funktionale Äquivalente liefern (z. B. Werbung, Entwicklung des Markenartikels usw.).   Literatur: Wiswede, G., Marktsoziologie, in: Irle, M. (Hrsg.), Marktpsychologie als Sozialwissenschaft, Göttingen u.a. 1983, S. 151 ff.

Siehe  Soziologie der Marktbeziehungen

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