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Krisentheorie

Konjunkturtheorien, marxistische Krisentheorien

von Karl MARX in Reaktion auf die Klassische Theorie begründete Denkrichtung, derzufolge die wirtschaftliche Entwicklung im kapitalistischen Gesellschaftssystem grundsätzlich instabil sei. Über das Werk von MARX sind zahlreiche Bemerkungen zu konkreten Krisenerscheinungen verstreut. Etwas systematischer beschäftigte er sich in zwei Ansätzen mit der Erklärung dieser Instabilitäten: Zum einen in seiner Konjunkturtheorie, die im Klassenkonflikt ihren unmittelbaren Hintergrund hat; zum anderen in seiner Theorie vom technischen Wandel mit dem sog. Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate. MARX\' Konjunkturtheorie basiert auf seiner Kritik an der Identität von Jean B. SAY, nach der Geld nur einen Schleier über den realen Prozessen bildet. Er sah im Geld nicht nur ein reines Zirkulationsmittel. Subjektives Ziel des Kapitalisten ist die Akkumulation eines in Geld ausgedrückten Vermögens: Er kauft, um zu verkaufen. MARX meinte nun, dass der von der currency school untersuchte Anpassungsmechanismus, nämlich über den Geldfluss geregelte Zinsänderungen, mit großen Verzögerungen arbeitet. Verzögerungen in der Anpassung der - Geldmenge verursachen so abwechselnd Unterbeschäftigung und Überproduktion. Die Möglichkeit eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts hat MARX (im Gegensatz zu John M. KEYNES) nie in Erwägung gezogen. Der –a Konjunkturzyklus ist also mit einem Beschäftigungszyklus verbunden, d.h. mit Schwankungen im Umfang der - industriellen Reservearmee. Unter der Annahme, dass der Reallohn eine Funktion der - Arbeitslosigkeit ist, folgt daraus auch eine zyklische Gewinnentwicklung (Arbeitswertlehre). MARX\' Konjunkturtheorie beschreibt demnach einen periodischen Wechsel von Kreditklemme und einem euphorischen Kreditmarkt, dem die realen Gewinne mit einem - lag folgen. Im Anschluss an MARX haben in der frühen marxistischen Literatur u.a. Rosa LUXEMBURG, Karl KAUTSKY und Nikolai BUCHARIN und einige Zeit später auch Paul M. SWEEZY, - Unterkonsumtionstheorien entwickelt. Zumeist wird dabei eine technische Beziehung zwischen heutigen Investitionen und künftigem Konsumgüteroutput postuliert, während die Lohnentwicklung und damit die Kaufkraftentwicklung zurückbleibt. Michael J. TUGAN-BARANOWSKY kritisierte daran. dass nach den MARXschen Reproduktionsschemata eine allg. Überproduktion, und damit Unterkonsumtion, nicht möglich sei: ex post sei die Summe aller Angebots- und Nachfrageüberschüsse Null, d.h., die Schemata implizieren - das WALRASsche Gesetz. Damit werden sektorale Instabilitäten jedoch nicht ausgeschlossen. In den modernen Wirtschaftswissenschaften sind zahlreiche Hypothesen zur Instabilität und nicht freiwilligen Arbeitslosigkeit formuliert worden. Hier fanden die marxistischen Ansätze wichtige Ergänzungen und Erweiterungen, so dass man kaum noch von einer rein marxistischen Krisentheorie sprechen kann. Paul BARAN und Paul M. SWEEZY (1966) untermauerten ihre Theorie der säkularen Stagnation mit Michal KALECKIs Theorie der effektiven Nachfrage und Josef STEINDLs Analyse oligopolistischen Verhaltens. Richard N. GOODWINs Konjunkturmodell von 1967 kann noch als Ausarbeitung der MARXschen Konjunkturtheorie angesehen werden. Seine späteren Modelle von 1987 greifen daneben auf Josef A. SCHUMPETERs und John M. KEYNES\' Ideen zurück. Das gleiche gilt für Autoren, die den Druck auf die Gewinne (profit squeeze), ausgelöst von einer langen Periode der Vollbeschäftigung, als Ursache der Stagnation in der kapitalistischen Welt der 70er Jahre ansahen. Samuel BOWLES, Robert J. GORDON und Thomas WEISSKOPF (1983) suchten die Ursache für die verlangsamte         Produktivitätsentwicklung nach 1973 in den Klassengegensätzen, die sich am Arbeitsplatz äußern. Konjunktur und Krisen als ein dem kapitalistischen Wirtschaftssystem inhärentes Phänomen thematisiert zu haben, ist nach SCHUMPETER eines der Verdienste von MARX. Was ihn, den Propheten des Kommunismus, nicht interessierte, waren Krisenbekämpfung und Konjunkturpolitik. Literatur: Rowthorn, B. (1988). Goodwin, R.M., Punzo L.F. (1987). Sweezy, P.M. (1942)

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