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Neoklassik

mikroökonomisches Theoriengebäude zur Erklärung und Prognose wirtsch a ftlicher Probleme und Befunde auf der Basis einzelwirtschaftlicher (Haushalt, Unternehmen) Präferenzen und/oder Entsche dungen. Analytisches Vorgehen: Unter der Voraussetzung voll funktionierender Märkte bzw. der Flexibilität von Preisen, Gütern und Faktoren erfolgt die Allokation von Produktionsfaktoren und Gütern (bei Anwendung des Marginalprinzips). Bedingung ist, dass die Marktteilnehmer sich bemühen, ihr Nutzen- oder Gewinnmaximum zu realisieren.

In der Wirtschaftssoziologie: neoklassisch

auch als "Neo-Neoklassik" bezeichnetes, ausgereiftes Lehrsystem, das sich aus den verschiedenen Zweigen der Grenznutzenschule als der "älteren Neoklassik" entwickelt hat und als gegenwärtig dominierend anzusehen ist. Während die grundlegenden Erklärungsprinzipien der Grenznutzenschule - methodologischer Individualismus (im Grundsatz sollen alle Phänomene auf individuelle Entscheidungsakte zurückgeführt werden), Rationalität und Gleichgewichtsorientierung (als methodische Prinzipien) - beibehalten werden, ist die Neoklassik gekennzeichnet durch enorme Anstrengungen zur Präzisierung und Axiomatisierung ihres theoretischen Systems einerseits und durch eine beachtliche Ausweitung ihrer inhaltlichen Thematik andererseits. Diese Entwicklungen vollziehen sich gleichzeitig und sind keineswegs abgeschlossen. Bereits in der Zwischenkriegszeit kommt es unter der Mitwirkung zahlreicher Ökonomen zu einer raschen Entfaltung der Produktionsund der Haushaltstheorie - die zur Entwicklung der Aktivitätsanalyse und der Input-Output-Rechnung einerseits, der Theorie der offenbarten Präferenzen andererseits führen -, vor allem aber zur Umgestaltung der Preistheorie: Hatte sich die überlieferte Theorie auf die Analyse der vollkommenen Konkurrenz und des Monopols beschränkt, so werden jetzt auch die "mittleren" Marktformen Polypol und Oligopol einbezogen (Theorie der Marktformen, der Verhaltensweisen, des Oligopols, Spieltheorie), wird der heterogene Markt dem homogenen Markt gegenübergestellt (Theorie der unvollständigen oder monopolistischen Konkurrenz), wird schliesslich der Markt in seinen dynamischen und evolutorischen Aspekten erfasst (Wettbewerbstheorie). Zur gleichen Zeit setzen verstärkt Bemühungen ein, die Totalanalyse zu vervollkommnen. So werden die Bedingungen der Existenz, Eindeutigkeit und Stabilität des allgemeinen Gleichgewichts herausgearbeitet; eine Entwicklung, die in den Beiträgen von Kenneth J. Arrow und Gérard Debreu kulminiert. Durch rigorose Analyse zeigt sich, dass der Marktmechanismus unter bestimmten Bedingungen zumindest im Prinzip mit dem Problem der Allokation knapper Ressourcen fertig werden kann, die "unsichtbare Hand" (Adam Smith) als Konsequenz des Eigeninteresses der Akteure also tätig wird. Darüber hinaus gelingt der Nachweis, dass ein Konkurrenzgleichgewicht ein Pareto-Optimum darstellt, wie umgekehrt jedes Pareto-Opti- mum als Wettbewerbsgleichgewicht zustande kommen kann. Durch Einbeziehung weiterer Fragestellungen - Kooperation zwischen den Akteuren, Entscheidungen unter Risiko, intertemporale Allokation - kann dieser Zweig der Theorie auf eine breitere Grundlage gestellt werden. Im Rahmen der Theorie des allgemeinen Gleichgewichts entfaltet sich unter Modifikation des Gleichgewichtsbegriffs die Ungleichgewichtstheorie, die der Beschäftigungstheorie neue Impulse gibt. Fortschritte im Sinne der neoklassischen Tradition lassen sich auch auf einzelnen Gebieten, wie z.B. der Aussenhandelstheorie (Faktorproportionentheorie, Faktor- preisausgleich), erzielen. In der Auseinandersetzung mit der postkeynesianischen entsteht die neoklassische Wachstumstheorie, womit ein von der frühen Neoklassik vernachlässigtes Thema, das in der Klassik einen hohen Stellenwert besessen hat, wieder aufgegriffen wird. Aber nicht nur innerhalb des von der Tradition abgesteckten Feldes der Ökonomik ent- wickelt die Neoklassik neue Ansätze, sondern sie erschliesst sich auch neue Anwendungsfelder. Hatte die frühe Neoklassik ihr Augenmerk primär auf die marktgängigen (privaten) Güter gerichtet, so werden nun auch Kollektivgüter in die Analyse einbezogen, eine Entwicklung, die sich mit Arthur C. Pigous Theorie der externen Effekte bereits ankündigt. Neoklassische Erklärungsschemata werden auch auf politische Prozesse angewendet, wodurch die traditionelle Politische Ökonomik unter gänzlich anderen Aspekten neuen Auftrieb bekommt (Neue Politische Ökonomik). Auch die Vernachlässigung oder gar Ablehnung institutioneller Fragestellungen wird im Rahmen der Neoklassik überwunden, indem in jüngster Zeit gerade mit neoklassischen Mitteln eine Theorie der Institutionen ausgearbeitet wird (Theorie der Eigentumsrechte). Ursprünglich in der Grenznutzenschule als eine Theorie der Marktwirtschaft konzipiert, wird die neoklassische Theorie somit zu einem Instrument der Analyse von Koordinationsprozessen schlechthin.       Literatur: Issing, O. (Hrsg.), Geschichte der Nationalökonomie, 2. Aufl., München 1988. Stavenha- gen, G., Geschichte der Wirtschaftstheorie, 4. Aufl., Göttingen 1969.

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