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Standortfaktoren

Alternative Standorte weisen i.d.R. spezifische Vor- und Nachteile auf, d.h., sie verursachen unterschiedlich hohe Kosten und erbringen auch unterschiedliche Leistungen für das Unternehmen. Zur systematischen Erfassung dieser Einflussgrößen lassen sich verschiedene Standortfaktoren heranziehen. Bei den beschaffungsbezogenen Standortfaktoren steht das Vorhandensein von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen im Vordergrund, gegebenenfalls auch die Nähe zu Zulieferbetrieben. Besonders bei Industriebetrieben, die große Mengen dieser Einsatzgüter benötigen, haben die Transportkosten einen erheblichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Auch die Verfügbarkeit von Grundstücken und Gebäuden sowie deren Kaufpreise bzw. Mieten spielen aus Beschaffungssicht eine wichtige Rolle. Die Kosten und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften sind für die meisten Standort suchenden Betriebe und Unternehmen von wichtiger Bedeutung. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die durch sie verursachten Kosten lassen sich allerdings nicht immer trennen. So sind Tariflöhne in Ballungsgebieten häufig höher als in Regionen abseits dieser Zentren. Dafür ist das Arbeitskräfteangebot in qualitativer und quantitativer Hinsicht i.d.R. aber auch gesichert. Reicht dagegen die Zahl und/oder die Qualifikation der Arbeitskräfte nicht aus, sind häufig zusätzliche Kosten zu kalkulieren, z.B. in Form von Lohnzulagen, um die fehlende Attraktivität von Standorten auszugleichen, oder in Form von Kosten für die Qualifizierung von Mitarbeitern im Unternehmen, wenn die benötigte Qualifikationsstruktur extern nicht vorhanden ist. Die Einschätzung der Verkehrslage als Standortfaktor richtet sich nach den Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur, z.B. Autobahnanschluss, Nähe zu Flughäfen bzw. Bahnhöfen, Notwendigkeit eines Gleisanschlusses, Zugang zu Wasserwegen o.Ä. Die Verkehrsanbindung beeinflusst auch andere Standortfaktoren wie Transportkosten bei Beschaffung und Absatz von Gütern oder die Möglichkeit, Arbeitskräfte aus dem Umland zu akquirieren. Neben den Beschaffungsfaktoren können auch absatzbezogene Standortfaktoren für bestimmte Betriebe eine zentrale Rolle spielen. Besonders bei der Errichtung von Handelsbetrieben werden Kriterien wie das vorhandene Kaufkraftpotenzial, die Zahl der Absatzkontakte (z.B. Innenstadtlagen) oder die Konkurrenzsituation herangezogen. Auch für industrielle Zulieferbetriebe von Branchen, in denen die Just-in-Time-Steuerung praktiziert wird (z.B. Pkw-Industrie), stellt die Absatzorientierung einen wichtigen Standortfaktor dar, weil die räumliche Nähe zu Abnehmern die Risiken eines Lieferverzugs deutlich verringert. Schließlich können auch staatlich festgelegte Standortfaktoren die Entscheidung über die räumliche Ansiedlung von Unternehmen beeinflussen. Vor allem bei der internationalen Standortwahl spielt das Steuergefälle zwischen einzelnen Staaten eine wichtige Rolle. Im nationalen Zusammenhang ergeben sich Unterschiede vor allem bei den Gewerbesteuern, die von den Gemeinden in unterschiedlichem Umfang erhoben werden. Weiterhin können auch staatliche Subventionen wie z.B. Förderprogramme für strukturschwache Gebiete oder Ansiedlungsanreize durch Bereitstellung passender Grundstücke die Attraktivität von Standorten unter Abgabengesichtspunkten verändern. Gegebenenfalls sind zudem staatliche Auflagen und Beschränkungen (z.B. Umweltauflagen) zu berücksichtigen.

Als Standortfaktoren (SF) bezeichnet man alle Standortfaktoren -Eigenschaften (Standort), die sich auf die Zielerreichung eines Unternehmens auswirken, wobei SF bei der Standortwahl unberücksichtigt bleiben können, die im Standortfaktoren -Suchraum konstante Ausprägungen aufweisen (z. B. häufig die Anschaffungsausgaben für Betriebsmittel). SF können nach verschiedenen Gesichtspunkten wie folgt gegliedert werden:
a) nach ihrer Rolle bei der Standortfaktoren -Wahl in limitationale SF als Standortfaktoren -Anforderungen, die für einen potentiellen Standortfaktoren unabdingbar sind (z. B. Grund stücksanforderungen, Verkehrsanbindung) und damit der Vorauswahl potentieller Makro-Standortfaktoren (S und orte, nationale/internationale, regionale) und Mikro-Standortfaktoren (Standorte, lokale) dienen, substitutionale SF, die sich in ihrer Zielwirkung kompensieren können und damit der relativen Bewertung der in die engere Wahl gezogenen Standortfaktoren dienen (z. B. Lohn und Transportkosten);
b) nach ihrem Zielbezug und ihrerVerwendung in Standortkalkulationen in
1. finanzielle SF (stets substitutional) mit schätzbaren Wirkungen auf finanzielle Ziele (Gewinn, Rentabilität), die in Wirtschaftlichkeitsrechnungen erfaßt werden,
2. nichtfinanzielle SF mit im voraus unbestimmbaren finanziellen Wirkungen oder abgeleitet aus nichtfinanziellen Zielen (z. B. persönliche S.-Präferenzen der Entscheidungsträger), die (sofern substitutional) in Nutzwertanalysen Berücksichtigung finden, z. B.
SF zur Erfassung der verfügbaren Ressourcen (Arbeitskräfte, Ver- und Entsorgungsinfrastruktur etc.),
SF zur Erfassung räumlicher Struktureigenschaften (Nähe zu Absatz-, Beschaffungsorten und anderen eigenen Betriebsstätten),
SF zur Erfassung des politisch-sozialen Umfeldes eines Standortfaktoren (politische Stabilität eines Landes, Wohnwert einer Kommune etc.);
c) nach Phasen oder Teilfunktionen des betrieblichen Leistungsprozesses in
1. SF zur Erfassung der Beschaffungsbedingungen (vgl. Material- und Rohstofforientierung, Arbeitsorientierung, Energieorientie-rung),
SF zur Erfassung der Produktionsbedingungen (vgl. Umweltorientierung, Abgabe und Subventionsorientierung),
SF zur Erfassung der Absatzbedingungen (vgl. Absatzorientierung, Verkehrsorientierung).

In der Umweltwirtschaft:

sind die Kriterien, die bei der Entscheidung eines Unternehmens über die Ansiedlung berücksichtigt werden. Es wird unterschieden zwischen „harten“ Faktoren wie verkehrliche Anbindung, Agglomerationseffekte, etc. und „weichen“ Standortfaktoren, wie z. B. Lebensqualität und Umweltbedingungen.

Merkmale eines potentiellen Standortes. Sie stellen für die Entscheidung über die - Standortwahl die entscheidungsrelevanten Umweltzustände (die sog. Standortbedingungen) dar. Der Begriff Standortfaktor wird gelegentlich auch zur Bezeichnung von Zielen der Standortwahl verwendet. Diese Interpretation ist nur dann sinnvoll, wenn der Standortfaktorenkatalog auf das Zielsystem des Entscheidungsträgers ausgerichtet ist, also nur solche Standortbedingungen enthält, die gleichzeitig auch Zielvariablen (Standortanforderungen) sind. Für Standortfaktoren existiert eine Reihe von Systematisierungsversuchen. Auf Alfred Weber geht die erste systematische Behandlung der Standortfaktoren zurück. Er unterteilt diese nach drei Gesichtspunkten: (1) Nach ihrem Geltungsbereich in generelle Standortfaktoren, die für jeden Industriezweig in Betracht kommen, und in spezielle Standortfaktoren, die nur bei bestimmten Branchen ins Gewicht fallen. (2)     Nach ihrer räumlichen Wirkung in Regionalfaktoren, die die Industrie in bestimmte Regionen zieht, und in Agglomerativ- oder Deglomerativfaktoren, die die Verteilung der Industrie innerhalb dieser Regionen bewirken. (3)     Nach der Art ihrer Beschaffenheit in natürlich-technische und in gesellschaftlich-kulturelle Standortfaktoren. Weber definiert in seiner Untersuchung einen Standortfaktor als "einen seiner Art nach scharf abgegrenzten Vorteil ... Einen Vorteil, d. h. eine Ersparnis an Kosten und also für die Standortslehre der Industrie eine Möglichkeit, dort ein bestimmtes Produkt mit weniger Kostenaufwand als an anderen Plätzen zu erstellen". Aus dieser Definition wird die ausschliesslich kostenorientierte Betrachtungsweise des Standortproblemes bei Weber ersichtlich. Aus der Kritik an dieser einseitigen Betrachtungsweise entstand die Systematik von Karl Christian Behrens. Er knüpft bei seiner Einteilung von Standortfaktoren an die drei grundlegenden betrieblichen Funktionsbereiche Beschaffung, Fertigung und Absatz an und untersucht deren Einfluss auf die Standortwahl. Als Beurteilungskriterium verwendet er den. Rentabilitätsgrad. Zu unterscheiden sind danach: (1)     Standortfaktoren, die den externen Gütereinsatz, d. h. die Beschaffung von Einsatzgütern beeinflussen, sind das Beschaffungspotential und die Beschaffungskontakte. (2)     Von der internen Gütertransformation wird die Standortwahl dann beeinflusst, wenn bestimmte natürliche oder technische Gegebenheiten die Fertigung in entscheidendem Ausmass begünstigen oder überhaupt erst ermöglichen und zudem örtlich gebunden sind. (3)     Standortfaktoren auf der Absatzseite sind das Absatzpotential und die Absatzkontakte. Zusammenfassend gelangt man zu folgender Gliederung wesentlicher Standortfaktoren: (1) Beschaffungsorientierte Standortfaktoren ·    Grundstücke (Beschaffenheit, Anschaffungspreis bzw. Miethöhe) ·    Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (Preise, Transportkosten) ·    Arbeitskräfte (Arbeitskräftepotential in Abhängigkeit u. a. von der Grösse der Bevölkerung und der Lebensqualität an einem Standort (Schulen, Theater, Freizeitwert, Lohnniveau, Qualifikation der Arbeitskräfte, Einstellung zur Arbeit) ·    Energie (Verfügbarkeit, Energiekosten) ·    Verkehr (Verkehrsinfrastruktur wie z. B. Autobahnanschluss, Nähe zum Flughafen, Transportkosten) (2) Fertigungsorientierte Standortfaktoren ·    Natürliche Gegebenheiten (Beschaffenheit des Bodens, Klima) ·    Technische Gegebenheiten (räumliche Nähe kooperationsbereiter Unternehmen) (3) Absatzorientierte Standortfaktoren ·    Absatzpotential      (Bevölkerungsstruktur, Kaufkraft, Konkurrenz, Herkunftsgoodwill [z. B. Stahl aus Solingen]) ·    Verkehr (Verkehrsanbindung, Transportkosten) ·    Absatzkontakte (Vorhandensein von Absatzhilfen wie Maklern, Messen, Werbeagenturen) (4) Staatlich festgelegte Standortfaktoren ·    Steuern (Hebesätze bei den Gemeindesteuern, z. B. im Jahre 1989 in Frankfurt 480%, in Sindelfingen 335% und in Fulda 290%, Steuerbegünstigungen für bestimmte Standorte wie Berlin, internationales Steuergefälle mit der Folge von Steueroasen wie Schweiz und Liechtenstein). ·    Grenzüberschreitende Regelungen (Zölle, Aussenhandelsgesetze) ·    Wirtschaftsordnung (wirtschaftsrechtliche Bestimmungen wie Wettbewerbsgesetze, Bestimmungen zur Unternehmensordnung) sowie Risiken einer Änderung der Wirtschaftsordnung aufgrund politischer Instabilität (z. B. Beschränkungen des Kapitalverkehrs, Enteignungen) ·    Umweltschutzmassnahmen (Auflagen zur Reduktion der Umweltbelastung) Staatliche Hilfen (Förderungsprogramme in Form von Investitionshilfen für strukturschwache Regionen, Existenzgründungshilfen, Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben).       Literatur: Bea, F. X./Dichtl, E./Schweitzer, M. (Hrsg.),     Allgemeine       Betriebswirtschaftslehre, 3 Bde., 6. Aufl., Stuttgart 1992. Behrens, K. Ch., Allgemeine Standortbestimmungslehre, 2. Aufl., Opladen 1971.

Unter Standortfaktoren versteht man die auf einen geographischen Ort einwirkenden Faktoren. Nach Behrens können die Standortfaktoren in erlösbestimmende und kostenbestimmende Faktoren unterteilt werden. Bei der Bestimmung des optimalen Standortes müssen diese Komponenten eines Standortes im Vergleich zu alternativen Standorten berücksichtigt werden. Ausgangspunkt der Unterscheidung in erlös- und kostenbestimmende Standortfaktoren war die Überlegung, daß die Unternehmung langfristig die Gewinnmaximierung anstrebt.

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