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Industrieökonomik

(industrial organization, industrial econom- ics) jene empirische Wettbewerbsforschung, deren Entstehen vor allem mit der Entwicklung und der Diskussion von Konzepten eines funktionsfähigen Wettbewerbs seit Beginn der 40er Jahre dieses Jahrhunderts in den USA verbunden ist. Das Erkenntnisinteresse der Industrieökonomik zielt auf empirisch gesicherte Klärung der vielfältigen Beziehungen, die zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis bestehen. Typisch für die Fragestellungen der Industrieökonomik sind z. B. die Abhängigkeit von Ge- winniveau, Höhe der  Markteintrittsschran- ken und dem Aufwand für Forschung und Entwicklung von Unternehmensgrösse und Konzentrationsgrad; untersucht werden der Einfluss von Werbung, Patentrecht, Organisationsstruktur der Unternehmen und Marktphase auf Art und Intensität des Wettbewerbs u. a. m. Methodisch sind im Rahmen derartiger Analysen vor allem zwei Ansätze und Verfahren typisch: zum einen Fallstudien einzelner Branchen, Märkte oder Unternehmen; zum anderen die Betrachtung einer grösseren Zahl von Industriezweigen unter Ausserachtlassung branchenspezifischer Details zur Klärung ausgewählter Beziehungen zwischen einzelnen Elementen der Marktstruktur (z.B. Konzentrationsgrad) und speziellen Kategorien des Marktergebnisses (z.B. Gewinn-Niveau). Während sich die Industrieökonomik in den angelsächsischen Ländern seit langem auch an den Hochschulen als Fach durchgesetzt und etabliert hat, kam es im deutschsprachigen Raum zu verstärkten Bemühungen um eine empirische Fundierung von Wettbewerbstheorie und -politik erst, als hier Ende der 60er Jahre die Notwendigkeit eines "neuen Leitbildes der Wettbewerbspolitik" diskutiert und dabei die Frage nach dem empirischen Gehalt des dazu vorgeschlagenen "  Konzepts der optimalen Wettbewerbsintensität" aufgeworfen wurde. Anerkennung haben diese Bemühungen vor allem durch die Einrichtung einer Monopolkommission gefunden.         Literatur: Böbel, L, Wettbewerb und Industriestruktur, Berlin 1984. Oberender, P. (Hrsg.), Marktstruktur und Wettbewerb in der Bundesrepublik Deutschland, München 1984. Oberender, P. (Hrsg.), Marktökonomie, München 1989.

befaßt sich mit der Charakterisierung von Märkten anhand theoretischer und empirischer Methoden. Die gelegentlich auch als angewandte Mikroökonomik bezeichnete Forschungsrichtung entstand mit den Arbeiten von Edward S. MASON und anderen in den 30er Jahren als Reaktion auf die Schwächen der Preistheorie bei der Beschreibung und Erklärung des tatsächlichen Marktgeschehens. Sie liefert insbes. Aussagen für die Marktformen zwischen den Extremen vollständige Konkurrenz und Angebotsmonopol. Anders als in der traditionellen mikroökonomischen Analyse, die mit hohem Abstraktionsgrad und bewußt sparsamer Modellierung arbeitet, wird versucht, der Vielfalt von Rahmenbedingungen und Entscheidungsvariablen auf Märkten Rechnung zu tragen. Das Forschungsgebiet befindet sich an einer Schnittstelle von Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Beide benötigen eine realitätsnahe Charakterisierung von Märkten, so z.B. bei Managemententscheidungen über Marktzutritt oder Produkteinführung oder bei Entscheidungen der Wettbewerbspolitik oder Regulierung. Im Zeitablauf sind Veränderungen bei Untersuchungsobjekt, -zielen und -methoden der Industrieökonomik festzustellen. Ursprünglich standen Fallstudien und die Suche nach allgemeingültigen Erkenntnissen über Branchen im Vordergrund. Beginnend mit den 60er Jahren wurden Querschnittsstudien mit Hilfe der - Ökonometrie durchgeführt, um z.B. Zusammenhänge zwischen Gewinn oder Profitabilität und einem Mass der Unternehmenskonzentration zu ermitteln. Spezielle Eigenschaften einer Unternehmung oder Branche blieben dabei in den Störtermen der Schätzgleichungen versteckt. Die kausale Interpretation der theoretisch häufig wenig fundierten Ad-hoc-Spezifikationen bereitete Schwierigkeiten. Das bekannteste Beispiel ist die Kontroverse zwischen der Chicago School und der Harvard School um die empirisch beobachtete positive Korrelation zwischen Konzentration und Preis-Kosten-Marge. Seit den 70er Jahren gilt das Interesse verstärkt der mikroökonomischen Fundierung. Unter Heranziehung der Spieltheorie wurde die Modellierung unvollkommener Märkte (Marktformen) weiterentwikkelt. Dabei wird versucht, den Details einer Branche, einschl. ihrer institutionellen Rahmenbedingungen, in hohem Maße gerecht zu werden, was zu einer Vielfalt von Modellen und Aussagen führt, die als Bestandteile eines Werkzeugkastens für den Umgang mit praktischen Fragestellungen anzusehen sind. Die Suche nach Ergebnissen, die über das Untersuchungsobjekt hinaus Gültigkeit besitzen, wurde weitgehend aufgegeben. Die neu entstandenen Ansätze kommen in anderen Teildisziplinen der Volkswirtschaftslehre (z.B. Außenhandelstheorie, Makroökonomik) zum Einsatz. Seit den 80er Jahren ist zusätzlich eine empirische Renaissance zu verzeichnen, in der mit mikrofundierten Modellen der vorangegangene theoretische Impuls empirisch umgesetzt wird. Je nach Sichtweise beinhaltet die Industrieökonomik heute eine Reihe von Forschungsrichtungen (z.B. Analyse von Angebotsoligopolen, Produktdifferenzierung, Preisdifferenzierung, horizontaler und vertikaler Integration, oder strategischen Aktionen) bzw. überlappt sich mit anderen Teildisziplinen der Volkswirtschaftslehre (z.B. - Forschungsökonomik, Spieltheorie, Unternehmungstheorie, Theorie der unvollkommenen Konkurrenz, Theorie der Regulierung, Informationsökonomik). Eine herausragende Rolle spielt das auf MASON zurückgehende Struktur-Verhalten-Ergebnis Paradigma (structure-conduct-performance). In seiner kausalen Interpretation wird das Marktergebnis (z.B. allokative Effizienz, - technischer Fortschritt) als Folge des Marktverhaltens (z.B. Preissetzung, - Werbung, Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Kapazitätswahl) gesehen. Dieses wiederum hängt von Marktstrukturvariablen (z.B. Konzentration bei Anbietern und Nachfragern, Barrieren für den Marktzutritt, Verlauf der Kostenfunktionen) ab. Vorgelagert sind Ausgangs- und institutionelle Rahmenbedingungen (z.B. Wettbewerbsgesinnung, Rechtsordnung). Ein Unterschied zwischen der amerikanischen und der europäischen Industrieökonomik bestand lange Zeit darin, dass in Europa eine eigenständige Rolle des Verhaltens betont wurde, während amerikanische Autoren Schlüsse direkt von der Struktur auf das Ergebnis zogen. Neuere dynamische Ansätze berücksichtigen auch Feedback-Wirkungen z.B. vom Ergebnis zur Struktur und endogenisieren so die Marktstruktur. In der stärker theoretisch orientierten Neuen Industrieökonomik ist das Paradigma weniger bedeutsam. Es dient nun mehr als Klassifikationsschema denn als Erklärungsansatz. Im Zentrum des Interesses vieler theoretischer Arbeiten seit Beginn der 80er Jahre stehen Fragen der strategischen Interaktion auf Märkten. Sie sind relevant z.B. im Angebotsoligopol, in dem Unternehmen mit den Reaktionen ihrer Wettbewerber rechnen müssen. In einem solchen nicht passiven Umfeld gewinnen strategische Aktionen an Bedeutung, d.h. irreversible Aktionen, wie z.B. Aufbau von Kapazität oder Reputation, mit denen ein Unternehmen die Einschätzungen seiner Wettbewerber über seine zukünftig optimalen Handlungen zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Literatur: Scherer, F.M., Ross, D. (1990). Schmalensee, R., Willig, R.D. (1989). Ti-role, J. (1988)

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